Die Wildente von Henrik Ibsen
Lebenslügen und Illusionen thematisiert Henrik Ibsen in seinem Schauspiel „Die Wildente“. Eine Zusammenfassung eines der bekanntesten skandinavischen Theaterstücke finden Sie hier.
Inhalt
Der Konsul Werle und sein Sohn Gregers geben ein Fest, zu dem auch ein Jugendfreund Gregers, Hjalmar Ekdal, mit seiner Familie erscheint. Die Tochter Hjalmars, Hedvig, wird finanziell vom alten Werle unterstützt. Gregers wittert, dass der Alte Hedvigs wahrer Vater ist und somit eine Affäre mit Hjalmars Frau Gina gehabt haben muss.
Nach einem Streit mit seinem Vater zieht Gregers bei den Ekdals ein und bemerkt, dass vor allem sein Freund Hjalmar und dessen Schwiegervater in einer Traumwelt leben. So betreten sie häufig die Dachkammer, um dort auf eine illusionäre Jagd zu gehen. Dort oben lebt auch eine fiktive Wildente, die Hedvig gehört. Gregers beschließt Hjalmar die Wahrheit zu sagen, was der wiederum sehr schlecht aufnimmt. Hedvig bekommt durch Zufall alles mit und sieht nur eine Lösung: Sie erschießt sich.
Werkgeschichte
Die Wildente ist ein fünfaktiges Schauspiel, erstmals 1884 erschienen. Ibsen selbst schrieb seinem Verleger, dass das Stück sich nicht um politische, soziale oder öffentliche Angelegenheiten drehen würde, sondern lediglich um die Familie und deren interne Geschichten. Vielmehr kommt in der Wildente der psychologische Aspekt zum Tragen: Eine gesamte Familie, die nicht in der Realität lebt, sondern sich eine eigene erschafft. Wie auch in anderen seiner Werke hebt Ibsen hier wieder die Gesellschaftslüge hervor. Die Wildente zählt zu den wichtigsten Werken der Skandinavischen Dramatik.
Aufführungsgeschichte
Am 9. Jänner 1885 wurde das Stück in Bergen in Norwegen uraufgeführt. Die deutsche Erstaufführung fand 1888 in Berlin statt. Auch Theodor Fontane war anwesend und zeigte sich begeistert.
Die Inszenierung an der Josefstadt 2016 unter der Regie von Mateja Koležnik fand großen Anklang. Auch am Stuttgarter Staatstheater oder am Deutschen Theater Berlin wurde das Stück bereits inszeniert, letzteres hat Gregers Werle kurzerhand zu Gerdis Werle umgewandelt und die Rolle von einer Frau spielen lassen.
Thomas Bernhard nimmt in seinem Roman Holzfällen explizit Bezug auf Ibsens Stück. Außerdem gibt es mehrere Verfilmungen des Stoffes, unter anderem den Stummfilm Das Haus der Lüge von 1925, einen DDR-Fernsehfilm von 1975 und eine deutsch-österreichische Produktion von 1976.
Prominente Interpreten
In der Inszenierung der Josefstadt spielt Gerti Drassl die Frau Hjalmars, Raphael von Bargen übernimmt die Rolle des Gregers Werle.
Im Stummfilm von 1925 spielt Werner Krauß, der als größter Schauspieler seiner Zeit gilt, den Hjalmar. In der Version von 1975 gibt Bruno Ganz den Gregers Werle.