Wann haben Sie zu tanzen begonnen?

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Ich komme aus Brasilien und habe mit sieben oder acht Jahren in einer privaten Ballettschule für Kinder damit angefangen. Alle meine Nachbarskinder waren in dieser Schule und haben mich eines Tages gefragt, ob ich nicht mitkommen wolle. Da ich ohnehin den ganzen Tag herumgehüpft bin, haben meine Eltern zugestimmt, und so ging es für mich los.  

Waren Sie vom ersten Tag an fasziniert davon?

Ja, seit ich denken kann. Wann immer im brasilianischen Fernsehen Sänger mit Backgroundtänzern aufgetreten sind, habe ich die Choreographien nachgeahmt.

Hat Ballett in Brasilien Tradition?

Ich würde sagen, dass eher der Karneval Tradition hat (lacht). Aber es gibt auch viele Tänzer*innen, sowohl im klassischen Ballett als auch im modernen Tanz.

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Wann war Ihnen klar, dass Sie Ballett zum Beruf machen wollten?

Wenn man einmal mit etwas beginnt, will man es auch zu Ende bringen. Ich bin älter geworden, bin in eine andere Tanzschule gekommen und habe beim Internationalen Tanzwettbewerb „Brasília“ die Silbermedaille gewonnen. Damals war ich 18, und damit verbunden war ein Stipendium der Tanzstiftung Birgit Keil an der Akademie des Tanzes Mannheim. So bin ich nach Europa gekommen. Nach zwei Jahren habe ich in Mannheim mein Diplom gemacht, wurde Mitglied des Balletts des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, als Birgit Keil dort die Direktion übernahm, und blieb schließlich acht Jahre. Erst als Solist, dann als Erster Solotänzer. 2011 bin ich zum Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg gewechselt, das Martin Schläpfer geleitet hat.

Abgesehen von den körperlichen Voraussetzungen: Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man Tänzer werden will?

Ich würde sagen, vor allem Leidenschaft. Wenn du diesen Beruf nicht liebst, wirft er dich aus der Bahn, Leidenschaft ist essenziell. Ich habe meine Eltern und andere mir wichtige Menschen verlassen, um zu tanzen. Man benötigt diese Hingabe, man braucht Disziplin und man muss wissen, was man will. Mein Anspruch ist es, alles zu geben, komplett einzutauchen in diese wunderbare Form von Kunst.

Ich male, und ich nähe. Ich besitze eine Nähmaschine und habe schon viele Partyoutfits für Freunde hergestellt. Es macht mir Freude, Menschen glücklich zu machen.

Marcos Menha

Was reizt Sie am Bühnenauftritt?

Das ist der beste Teil meiner Arbeit. Wir verbringen so viele Stunden im Studio für eine relativ kurze Zeit auf der Bühne. Es ist einfach magisch, du hast nur diesen einen Moment, es ist jedes Mal anders und du kannst nie sicher sein, wohin die Reise geht. Das ist auf positive Weise sehr aufregend.

Ist es auch aufregend, sich eine neue Choreographie einzuprägen?

Für mich nicht, ich lerne Choreographien sehr schnell. Aber, wenn es darum geht, mir Filmtitel oder die Namen von Schauspielern zu merken, bin ich ziemlich schlecht (lacht). Ob mir eine Choreographie lange im Gedächtnis bleibt, hängt auch davon ab, wer sie mit mir einstudiert hat. Manche Coaches haben eine so besondere, magische Art, dir Tanzschritte beizubringen, dass diese an einem speziellen Platz in deiner Erinnerung bleiben.

Mögen Sie Wien?

Ja. Es gibt immer wieder neue Dinge zu entdecken. Wien hat so viele schöne Ecken und wunderbare Gebäude. Mir wird nie langweilig, durch die Stadt zu spazieren. Es gibt viele interessante Künstler*innen hier, ganz besonders in der Wiener Staatsoper. Aber erst die tägliche harte Arbeit bei den Proben und das Schwitzen im Ballettsaal bringen diese Magie und diesen Glanz hervor, den unser Publikum und wir als Tänzer*innen selbst bei den abendlichen Vorstellungen gemeinsam genießen können. Das fasst für mich Wien am besten zusammen.

Welche Ziele haben Sie für die Zukunft?

Jetzt bin ich noch Tänzer. Aber ich bin 39 Jahre alt, werde im April 40.

Interessiert Sie der Wechsel in die Choreographie?

Ich habe zwar viele Ideen, habe es aber nie versucht. Coaching würde mich sehr interessieren. Vielleich. Eines Tages. Bald (lacht).

Verfolgen Sie neben dem Tanz noch andere Interessen?

Ich male, und ich nähe. Ich besitze eine Nähmaschine und habe schon viele Partyoutfits für Freunde hergestellt. Es macht mir Freude, Menschen glücklich zu machen. Für die Tochter von Claudine Schoch habe ich ein Elsa-Cape wie aus dem Film „Frozen“ genäht. Aber im Moment fehlt mir dazu die Zeit, ich bin sehr mit meinem Beruf beschäftigt. Sollte ich doch einmal Freizeit haben, verbringe ich diese gerne mit Freunden, gehe essen oder in einen Club tanzen. Meistens bin ich dazu aber zu müde.