Operetten im Sommer: Napoleons Marquise, Mondfrau und Rössl-Wirtin
Raritäten und Altbekanntes sind unter den Operetten, die im Sommer gespielt werden: Von „Kaiserin Joséphine“ in Baden bis „Wiener Blut“ in Bad Ischl und Weitra.
Entdeckungen hat Michael Lakner, der Intendant der Bühne Baden, Operettenfreunden schon öfter ermöglicht. Heuer bietet er mit Emmerich Kálmáns „Kaiserin Joséphine“ abermals ein Stück an, das die wenigsten kennen werden. Ihn selbst verbindet mit dieser Operette, aus denen manch einer vielleicht Melodien wie „Schöne Marquise, arme Marquise“ oder „Du bist die Frau“ kennt, eine längere Geschichte: „Ich habe sie schon kennengelernt, als ich Intendant des Lehar Festivals in Bad Ischl war und eine Revue mit Werken von Emmerich Kálmán gemacht habe. Als ich Arien wie Schön ist der Tag hörte, war ich geplättet von der Schönheit der Musik. Und das Stück blieb immer in meinem Hinterkopf. Und ich habe mich mein Leben lang stark gemacht für Titel, die nicht einfach auf der Straße liegen.“ Auch durch eine CD und in weiteren Konzerten sei es immer gut angekommen. Nun bringt Lakner eine szenische Produktion auf die Bühne der Sommerarena Baden.
Keine Kathedralen bauen
„Die Musik gemahnt an Richard Strauss und Erich Wolfgang Korngold. Es sind schwelgerische Arien - einfach unglaublich schön,“ schwärmt Lakner weiter. Dass es eine Herausforderung ist, ein Historiendrama auf die Bühne zu bringen, verhehlt Lakner nicht: „Viele Theater schrecken davor zurück, dass es in dieser Operette viele Schauplätze gibt, aber wir haben eine tolle Lösung gefunden.“ Ob nun Paris, wo die mittellose Marquise Joséphine Napoleon als jungen General kennenlernt, der Italienfeldzug, Nizza oder die Krönung am Ende: „Ich kann keine großen Kathedralen bauen oder den Krieg simulieren, aber die Abstraktion hilft“, so Lakner. Die Inszenierung hat er in die Hände von Leonard C. Prinsloo gelegt. Die anspruchsvolle Tenor-Partie des Napoleon übernimmt Vincent Schirrmacher. In der Titelrolle ist Newcomerin Yvana Dravkova besetzt.
Ich kann keine großen Kathedralen bauen oder den Krieg simulieren, aber die Abstraktion hilft.
Michael Lakner
Neben dieser Rarität hat Lakner in Baden als Gegenpol auch „Im Weißen Rössl“ programmiert, „denn natürlich brauchen wir auch Titel, die landauf, landab bekannt sind.“ Frauenpower stehe für ihn dabei im Vordergrund, wenn Verena Scheitz sich als Rössl-Wirtin durchs Leben schlägt, während ihr Boris Pfeifer als Zahlkellner Leopold den Hof macht. Mit Jens Janke als Fabrikant Gieseke und Oliver Baier als schöner Sigismund sind auch große Komödianten dabei. Juliette Khalil mimt Klärchen, Heinz Zednik gibt den Kaiser. Isabella Gregor führt Regie.
Ab auf den Mond
Dort, wo Lakner früher tätig, war, in Bad Ischl, setzt man heuer auf den Klassiker „Wiener Blut“ und auf die Revueoperette „Frau Luna“ von Paul Lincke. „Das ist die Berliner Luft“ und „Schlösser, die im Monde liegen“ sind nur zwei der Ohrwürmer, die aus dem Stück rund um einen Mann, der als erster Mensch auf dem Mond landen will, bekannt sind. Für Bad Ischl wurde das Stück nochmals neu und jazzig-spritzig arrangiert. Ramesh Nair wird nicht nur inszenieren und choreografieren, sondern auch Prinz Sternschnuppe spielen, während Patricia Nessy Frau Luna singt. „Wiener Blut“ wird von Intendant Thomas Enzinger inszeniert. Sieglinde Feldhofer, Reinwald Kranner und Thomas Blondelle sind in Hauptrollen besetzt. Josef Forstner verkörpert das Wiener Urgestein, den Ringelspielbesitzer Kagler.
„Wiener Blut“ spielt man heuer auch im Schloss Weitra, wobei hier Caroline Vasicek, Aris Sas, Jasmina Sakr und Joesi Prokopetz besetzt sind. Intendant Peter Hofbauer hat eine Neufassung geschrieben. Peter Kratochvil ist als Regisseur damit betraut, die Liebeswirren des Grafen von Zedlau mit Melodien, die Adolf Müller junior aus Hits von Johann Strauß Sohn zusammen gestellt hat, zu verbinden.
Opernball-Kenner als Opernball-Kellner
Wenn schon heuer und voriges Jahr kein echter Opernball stattfinden konnte, setzt man bei der Operette Langenlois auf das gleichnamige Musiktheaterwerk von Richard Heuberger. Dass der Intendant des Festivals langjähriger Opernball-Moderator ist, mag kein Zufall sein. In dem Klassiker der Goldenen Operetten-Ära testen Damen die Treue ihrer Ehemänner im Rahmen einer Tanzveranstaltung in der Pariser Oper. Mit dabei sind Julia Koci, Boris Eder, Cornelia Horak, Theresa Dax und Wagner-Trenkwitz selbst, der den Oberkellner spielt. Opernball-Kenner als Opernball-Kellner also. Regie führt der Operetten-versierte Peter Lund.