„Wir bauen vor allem große Wände.“ Die gebürtige Berlinerin arbeitet – nach einer Urlaubsvertretung vor fünf Jahren – seit 2019 als Tischlerin in der Josefstadt. Sie ist, neben fünf Kollegen, die erste und einzige Frau im Team. Die erwähnten Wände bestehen meistens aus Ziegellatten und Sperrholz, durch Steckbänder miteinander verbunden. Vorher müssen die Einzelteile zugeschnitten, gehobelt, verleimt oder getackert werden.

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„Das ist der einfachere Part unserer Arbeit, aber es gibt auch wesentlich aufwendigere Teile wie Gesimse, Türrahmen, Türen oder Kamine. Wir schauen uns die Zeichnungen der Bühnenbildner an und überlegen, wie wir was umsetzen können, damit es nicht nur gut zu bauen ist, sondern auch auf der Bühne entsprechend schnell und möglichst einfach auf- und abgebaut werden kann.“ Zum Zeitpunkt des Interviews war Antje Meißl mit dem Bühnenbild zu „Leopoldstadt“ beschäftigt. 

Kultur ist lebenswichtig

„Ich wollte schon immer am Theater arbeiten“, sagt die Wahlwienerin, „weil ich es mit allem Drumherum faszinierend finde. Nicht nur das, was der Zuschauer auf der Bühne sieht, sondern auch was alles passieren muss, damit es überhaupt so weit kommt. Die Vielfalt der Ab­läufe, damit ein Stück entstehen kann, ist beeindruckend.“ Außerdem sei Kultur lebens­wichtig, so die früher im Möbelbau und in der Restaurierung tätig gewesene Holzverarbeiterin. Es störe sie auch nicht, dass ihre Arbeit mit dem letzten Vorhang meist entsorgt werde. Oder dass während des Bauens häufig noch Änderungen angeordnet würden, die das bereits Geleistete zunichtemachten. „Manche bekommen da die Krise, ich betrachte es als Teil meiner Arbeit.“ Die übrigens auch physisch fordernd sei: „Man sollte auf seine Haltung achten, Krafttraining hilft. Wahrscheinlich muss man als Tischler öfter zur Physiotherapie als in anderen Berufen.“ 

Zu den Spielterminen des Theaters in der Josefstadt und der Kammerspiele