Redaktion: Bernadette Sarman

Anzeige
Anzeige

Zuerst demütig sein. Zuhören. Wenn man etwas covert, muss man sich erst einmal sehr gründlich mit dem Original beschäftigen. Ich habe die Oper hunderte Male durchgehört und sie so fast auswendig gelernt. Dann habe ich die für mich schönsten und wichtigsten Stellen herausgesucht und sie umarrangiert oder teils ganz neue Songs aus den Motiven komponiert.

Ein guter Coversong sollte eine Hommage sein. Nah genug am Original und gleichzeitig so weit davon entfernt, dass etwas Eigenes entsteht.

Die Handlung wird bei uns etwas komprimiert, wir machen ja eine Adaptation der Oper. Doch im Grunde folgen wir der Geschichte der ‚Zauberflöte‘. Bei uns sind die Figuren manch-mal etwas ambivalenter oder schlichtweg umgedeutet. Sie wehren sich auch mal gegen das Original. Zudem ist unsere Inszenierung so gesetzt, dass wir auch ein bisschen vom Wandertheater erzählen. Wir sehen, wie eine fahrende Truppe mit ihren geringen, aber kreativen Mitteln versucht, die ‚Zauberflöte‘ aufzuführen.

Es geht viel um Liebe, um Freundschaft, um Loyalität. Um Mut und um Abenteuer. Es ist eigentlich ein Märchen für Erwachsene, wenn man so will. Irgendwo zwischen einem fetzigen Liederabend und der großen Oper – dazwischen will ich landen. Aber ja, wir sind uns der Größe des Projekts durchaus bewusst.

Ich arbeite ja hier auch mit Schauspieler*innen, mit denen ich in anderen Stücken gemeinsam auf der Bühne stehe und stand. Das heißt, ich habe einen großen Respekt davor – ob-wohl es sicher einfacher ist, mit Kolleg*innen zu inszenieren. Ich will immer Schauspieler bleiben, selbst wenn ich als Regisseur unten sitze oder als Musiker an der Seite.

Anzeige
Anzeige

Wir versuchen der Oper treu zu bleiben, denn ich bin ein großer Bewunderer und Fan von Mozart und von Schikaneder. Doch Oper hat natürlich ein Tabu, nämlich die Musik. Die Speerspitze der Bühnenmusik – und das ist die Oper – hat sich in der Regel nicht getraut, die Kompositionen zu verändern, denn sie sind heilig. Die Arbeit hier am Theater ist freier. So entsteht die günstige Gelegenheit, einen heiligen Gral mal umdrehen zu dürfen.

Es werden vielleicht Leute aus unserer Vorstellung rausgehen, ja. Aber vielleicht begeistern wir auch Menschen für die Oper, deren Ding das vorher nicht war. Ich möchte nieman-den absichtlich vor den Kopf stoßen – aber überraschen schon. Ich hoffe, dass die, die skeptisch reingehen, glücklich wieder rauskommen. Auf keinen Fall will ich vorher festlegen, mit welchem Gefühl die Zuschauer*innen rausgehen sollen, höchstens: mit vielen. Ich hoffe, Mozart und Schikaneder drehen sich nicht im Grabe um, sondern heimlich mit.

Ich lade alle ein, in die Inszenierung zu kommen, und bin gespannt, wie sie ankommt. Und natürlich hoffe ich auf einen Erfolg, aber ich kann den Erfolg nicht erzwingen. Ich kann nur den Zufall provozieren, also ist das alles, was ich versuche.

Monolog Nils Strunk

Foto: Sergi Pons

Zur Person: Nils Strunk

Geboren 1990, aufgewachsen in Lübeck, Schauspielstudium in Berlin. Engagements u. a. an der Schaubühne, am ­Deutschen Theater Berlin,
an der Staatsoper Unter den Linden, am Staatstheater ­Wiesbaden, am Residenztheater und an der Volksbühne. Er ist Gründungsmitglied vom Neuen Künstlertheater Berlin. Außerdem ist Nils Strunk ­Musiker und Komponist für Bühnen- und Filmmusik. Seit der Spielzeit 2021/22 ­gehört er zum Ensemble des Burgtheaters. 

Zu den Spielterminen der „Zauberflöte“ im Kasino am Schwarzenbergplatz