9 Fakten über Bertolt Brecht und seine Theaterstücke
Wussten Sie, dass die Moritat von Mackie Messer auf den letzten Drücker entstand? Anlässlich des 125. Geburtstages von Bertolt Brecht haben wir einige (kuriose) Fakten rund um den Dramatiker und seine Stücke gesammelt.
Erfolgsgeschichte
Nach der Premiere am 31. August 1928 im Theater am Schiffbauerdamm (heute: Berliner Ensemble) wurde „Die Dreigroschenoper“ innerhalb von fünf Jahren über 10.000 Mal in Europa aufgeführt und in 18 verschiedene Sprachen übersetzt.
Auf den letzten Drücker
„Mackie Messer“, die erfolgreichste Nummer der „Dreigroschenoper“ entstand erst kurz vor der Premiere. Weil Harald Paulsen, der damals Mackie Messer spielte, nach einer angemessenen musikalischen Einführung seiner Rolle verlangte, schrieb Kurt Weill über Nacht die Musik zur Moritat „Mackie Messer“ mit der Anfangszeile „Und der Haifisch, der hat Zähne“. Zudem liefen einige andere Dinge schief: Der Regisseur Erich Engel sowie einer der Hauptdarsteller sprangen ab, Brecht übernahm kurzerhand selbst die Regie.
Umfangreiches Gesamtwerk
Brecht verfasste 48 Dramen und etwa 50 Dramenfragmente, von den Fragmenten gelten sieben als spielbar. Zudem schrieb er Prosatexte Drehbücher und Gedichte.
Tumult in Leipzig
Bei der Uraufführung der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ 1930 in Leipzig kam es zu Tumulten im Zuschauerraum. Anhänger der NSDAP motivierten Teile des Publikums zum Protest gegen Bertolt Brechts und Kurt Weills Oper.
Brecht-Boykott
Gemeinsam mit Hans Weigel setzte der Schriftsteller Friedrich Torberg in Österreich einen Boykott gegen die Aufführung der Werke Bertolt Brechts an den Wiener Bühnen durch, der bis 1963 anhielt. Am Boykott beteiligt war außerdem der damalige Burgtheaterdirektor Ernst Haeusserman.
Beeindruckend besetzt
Die Besetzungslisten der „Dreigroschenoper“ lesen sich wie das Who-Is-Who der Theater- und Kunstwelt. 1996 gab es eine Aufführung am Wiener Burgtheater, für die die englische Modeschöpferin Vivienne Westwood die Kostüme entwarf. Regie führte Paulus Manker, den Macheath spielte Fritz Schediwy, die Polly Maria Happel und die Spelunken-Jenny Ingrid Caven. Klaus Maria Brandauer inszenierte das Stück 2006 im Berliner Admiralspalast. Die Darsteller*innen waren unter anderem Campino (Mackie Messer), Jenny Deimling (Lucy), Maria Happel (Spelunken-Jenny), Gottfried John (Peachum) und Birgit Minichmayr (Polly). Auch die Schauspielerin Maria Bill hat eine langjährige Beziehung mit Brechts Stück. Aktuell steht sie als Mrs. Peachum in Torsten Fischers Inszenierung in den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt auf der Bühne. In der Produktion, die gerade an der Wiener Volksoper läuft, wird die Rolle von Sona MacDonald verkörpert.
„Mensch, fahre uns!“
Ein eher kurioses Detail aus dem Leben Bertolt Brechts: 1928 bekam er als Gegenleistung für das Gedicht „Die singenden Steyr-Wägen“ einen Steyr XII. Der Werbetext, den er für Steyr geschrieben hatte, mutet jedoch etwas seltsam an: „Wir stammen/ aus einer Waffenfabrik/unser kleiner Bruder ist/der Manlicherstutzen./Unsere Mutter aber/eine steyrische Erzgrube (...) Wir liegen in der Kurve wie Klebestreifen./Unser Motor ist:/Ein denkendes Erz./ Mensch, fahre uns! (. . .)“
Brecht und Benjamin am Schachbrett
Mit dem Philosophen Walter Benjamin teilte Bertolt Brecht eine Leidenschaft für das Schachspiel. Im dänischen Exil saßen sie sich auch mehrmals am Schachbrett gegenüber.
Castorfs „Baal“ in München
2015 versuchte der Suhrkamp-Verlag als Vertreter der Rechteinhaber, eine Absetzung von Bertolt Brechts Stück „Baal“ in der Regie von Frank Castorf am Münchner Residenztheater zu erwirken. In einer Stellungnahme des Verlags hieß es, dass es sich bei der am Residenztheater gezeigten Inszenierung um eine „nicht-autorisierte Bearbeitung“ des Stücks handle: „Innerhalb der Produktion werden umfänglich Fremdtexte verwendet, die Werkeinheit wird aufgelöst.“ Etwas anderes hätte man sich – wenn man ganz ehrlich ist – bei einer Castorf-Inszenierung aber auch nicht erwarten dürfen.