Strahlend als Hollywood-Diva, mit Mut zur Hässlichkeit als Hexe, verrucht als Nachtclubsängerin: Bettina Mönch zeigt an der Volksoper in dieser Saison einmal mehr, wie wandelbar sie ist. Den Anfang macht die Wiederaufnahme der Ralph-Benatzky-Operette „Axel an der Himmelstür“, wobei es sich bei besagter Himmelstür um den Eingang zum Anwesen des Filmstars Gloria handelt, durch den Reporter Axel auf der Suche nach einer Story geht.

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Die Inszenierung von Peter Lund, die nach der Premiere 2016 als „flottes, hinreißendes Theaterwunder“ und als „Rundum-Amüsement“ bezeichnet wurde und zahlreiche Preise abräumte, ist eine Hommage an die Ära des frühen Spielfilms. Sie wieder spielen zu dürfen, bezeichnet Bettina Mönch als „richtiges Geschenk“. Hinter ihrer Figur, die als „Kinostar, du Abgott dieses Jahrhunderts“ besungen wird, die exzentrisch, aber auch verletzlich gezeigt wird, steckt ein Operettendenkmal für Greta Garbo.

Eine Frau mit Sehnsucht

Doch wer annehmen würde, Gloria, die oft in Filmzitaten spricht und zwischen Weltschmerz und Hysterie schwankt, sei als Persiflage angelegt, geht fehl. „Ich war zu Beginn der Proben versucht, sie persiflierend auf die Schaufel zu nehmen. Aber Peter Lund war die Gratwanderung zwischen der Komik und der echten Not, ja dem Schmerz der Figur besonders wichtig. Dadurch hat er ganz neue Farben aus mir herausgekitzelt, und aus der Gloria wurde eine Diva, über die man schmunzeln und mit der man mitleiden kann.“

Denn im Kern ist der Hollywood­star eine Frau mit der Sehnsucht. Sie will einfach als Mensch gesehen zu werden. Die Wahrheit liegt in Textzeilen wie: „Das grelle Scheinwerferlicht verbirgt der Welt mein wahres Gesicht. Im Grunde meines Herzens bin ich allein.“

Es war klar, dass ich unbelastet meine eigene Gloria schaffen sollte. Daher habe ich sie mir rasch aus dem Kopf gespielt.

Bettina Mönch
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Neben der Garbo ist genauso Zarah Leander eng mit dem Stück verbunden. Wurde sie doch bei der Uraufführung 1936 in der Rolle der Gloria berühmt. Den „Axel“-Hit „Gebundene Hände“ hat man noch heute mit ihrer charakteristischen Stimme im Ohr, ihr „Yes, Sir“ wurde nachträglich ins Stück eingebaut. „Auch dieses Vorbild hat mir Peter Lund schnell ausgetrieben“, erzählt Mönch. „Es war klar, dass ich unbelastet meine eigene Gloria schaffen sollte. Daher habe ich sie mir rasch aus dem Kopf gespielt.“

„Axel an der Himmelstür" in Schwarz-Weiß

Besonders ist Lunds Inszenierung auch wegen ihrer durchgängigen Schwarz-Weiß-Optik und des Spiels mit Filmelementen. Auf ihr Agieren habe dies aber kaum Einfluss, so Mönch: „Bei der ersten Kostümprobe war ich kurz irritiert von den stark schwarz-weiß geschminkten Kollegen und dachte, dass das von uns ein überzeichnetes Spiel verlangen würde. Aber in Wahrheit verändert die Ästhetik unser Spiel gar nicht, sondern unterstreicht charmant die nostalgische Reminiszenz an den Hollywoodglanz der Stummfilmära.“

Dreadlocks-Hexe in „Into the Woods"

Nach „Axel“ kehrt Mönch als Sally Bowles in „Cabaret“ zurück. Eine Rolle, „die ich mir schon immer gewünscht habe“, wie sie gesteht. Das Schicksal der Nachtclubsängerin „berührt mich besonders, ich habe stets ein starkes emotionales Band zu ihr gehabt“, sagt Mönch. Sie räumt zugleich ein, dass sie sich „nach der Vorstellung oft gar nicht so gut fühle“, sosehr lasse sie sich auf die Figur ein. 

Während „Cabaret“ schon lange ihr „Lieblingsmusical“ war, lernte sie „Into the Woods“ erst zur Gänze kennen, als sie es im Frühjahr an der Volksoper einstudierte – als Hexe, die in Wahrheit weder so hässlich noch so sehr Nebenfigur ist, wie man anfänglich annehmen könnte. Von der mondänen Eleganz und der kapriziösen Zerbrechlichkeit der Gloria bis zur Dreadlocks-Hexe reicht also die Palette, mit der Mönch an der Volksoper „malt“.

Axel an der Himmelstür: ab 9. November in der Wiener Volksoper

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Zur Person: Bettina Mönch

Die gebürtige Münchnerin studierte am Konservatorium Wien Musical, Operette und Chanson. Engagements führten sie u. a. ans Ronacher und in den Berliner Admiralspalast (Ulla in The Producers), an das Saar­ländische Staatstheater (Lisa in Jekyll and Hyde), das Salzburger Landestheater (Bianca in Kiss me, Kate, Polly in Die Dreigroschenoper), das Stadttheater Klagenfurt und die Oper Graz, das Stadttheater St. Gallen (Reno Sweeney in Anything Goes) und zu den Bad Hersfelder Festspielen (Sally Bowles in Cabaret).

Bei der deutschsprachigen Erstaufführung des Musicals Shrek am Capitol Theater Düsseldorf verkörperte sie die Prinzessin Fiona. Am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz war Bettina Mönch in zahlreichen Rollen zu erleben, u. a. als Lina Lamont in Singin‘ in the Rain und Sheila in Hair. Außerdem ist sie im Theater Bonn als Audrey im Kleinen Horrorladen zu sehen. In Bonn verkörpert sie auch die Titelrolle von Evita.

An der Volksoper Wien spielte Bettina Mönch bisher die Philia in Die spinnen, die Römer!, Sally Bowles in Cabaret, die Hexein Stephen Sondheims Musical Into the Woods und Gloria Mills in Axel an der Himmelstür.