Das Burgtheater wird in diesem Jahr mit zwei Inszenierungen beim Berliner Theatertreffen vertreten sein. Die Jury verkündete am Dienstagvormittag, dass Rieke Süßkows Uraufführung des Peter Handke-Textes „Zwiegespräch“ und Lucia Bihlers Roman-Adaption „Die Eingeborenen von Maria Blut“ zu den zehn bemerkenswertesten Inszenierungen des deutschsprachigen Raums gehören.

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„Der zweistündige Abend fächert sich in Miniaturdramen auf, getrennt durch kantige Blackouts. Das Ensemble hält, unterstützt vom Sounddesigner Jacob Suske, die Spannung; nie wird es gemütlich. Es entfaltet sich ein herausfordernder Theaterabend, die starke szenische Setzung unterläuft absichtsvoll jede stringente Narration. Die chorischen Passagen, das Spiel mit und ohne Masken werfen grelle Schlaglichter auf die unheilvolle Verquickung von Religiosität und Dorfleben. „Die Eingeborenen von Maria Blut“ nähert sich radikaler Literatur auf radikale Weise“, so das Urteil der Jury über „Die Eingeborenen von Maria Blut“. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Alexander Kerlin adaptierte Lucia Bihler den 1937 im dänischen Exil geschriebenen Roman von Maria Lazar, der mit außergewöhnlichen sprachlichen Mitteln aufkeimende faschistische Ideologien beschreibt und beleuchtet.

Ein schaurig-schöner Totentanz

Über „Zwiegespräch“, das am 8. Dezember 2022 im Akademietheater Premiere feierte, schrieb die Jury: „Die Regisseurin legt mit dem albtraumhaften Seniorenheim und der herzlosen Routine im Umgang mit dem Sterben eine starke visuelle und narrative Setzung neben, unter und über die Textvorlage, ohne diese dabei zu beschädigen. Süßkow schärft an, spitzt zu. Ihr gelingt am Akademietheater mit „Zwiegespräch“ ein schaurig-schöner Totentanz.“ Erst im November 2021 wurde Rieke Süßkow für ihre Inszenierung „Oxytocin Baby“ im Schauspielhaus mit dem NESTROY als beste Nachwuchs-Künstlerin ausgezeichnet.

Zu den Spielterminen von „Die Eingeborenen von Maria Blut“ und „Zwiegespräch“ im Akademietheater