Herbst bedeutet nicht nur Kürbissuppe und „doppelt hält besser“ in Sachen Teetasse und Sockenwahl, sondern auch, dass endlich wieder Zeit ist, sich vom Theater begeistern und beseelen zu lassen. „Geister“ lautet daher das aktuelle Spielzeitmotto des Burgtheaters, das, wie derzeit überall in der Stadt zu lesen ist, vom Satz „Du bist nicht allein“ begleitet wird.

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Bless Amada, Schauspieler und Ensemblemitglied am Burgtheater, empfindet diesen Gedanken in mehrfacher Hinsicht als unglaublich wichtig – vor allem dann, wenn es um Diversität im Ensemble und die Repräsentation von marginalisierten Gruppen auf der Bühne geht. Das Stück „Die Ärztin“, das sich mit einem diversen Ensemble mit den Themen Rassismus und Antisemitismus auseinandersetzt, sieht er als große Chance, um von Diskriminierung betroffenen Menschen zu zeigen, dass sie gesehen werden und sie sich in ihrem Kampf für Gleichberechtigung auf das Theater verlassen können – sie eben nicht alleine sind.

Theater für alle

„Ich möchte, dass Menschen, die Diskriminierung erfahren haben, sehen, dass wir sie verteidigen und uns mit unserer Kunst für sie einsetzen. Ich wünsche mir, dass sie erkennen, dass sie diesen Kampf nicht alleine führen und sie auch an Orten Unterstützung erhalten, an die man in diesem Zusammenhang vielleicht nicht sofort denkt“, erläutert Bless Amada seine Sichtweise. Gemeinsam mit dem Burgtheater hat der Schauspieler eine Kooperation mit dem Aktionsbündnis Black Voices ins Leben gerufen. Am 22. September findet nach der Vorstellung von Robert Ickes gefeierter Inszenierung ein Publikumsgespräch statt, das von der Schauspielerin und Drehbuchautorin Marie Noel moderiert wird.

„Die Ärztin“, eine sehr freie Bearbeitung von Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“, ist für den in Lomé geborenen Schauspieler auch deshalb ein so wichtiges Stück, weil es zeigt, dass das Theater für alle da ist – egal, ob auf der Bühne oder im Publikum. Erste kleine Schritte in Richtung diverser Ensembles gäbe es zwar, trotzdem sei es insgesamt noch ein weiter Weg, erklärt der Schauspieler. „Die Ausrede, dass man einfach keine*n PoC-Schauspieler*in gefunden hätte, könne man trotzdem auf keinen Fall mehr durchgehen lassen“, fügt er hinzu. „Denn die gibt es, man muss nur aktiv auf die Suche gehen.“

Bewusstsein schaffen

Ein breiteres Bewusstsein dafür, dass man Schauspiel und Regie studieren kann, hält er trotzdem für essenziell. Denn auch die Schauspielschulen sollten nicht nur einen kleinen Teil unserer Gesellschaft abbilden. In einer eher theaterfernen Familie aufgewachsen, wusste auch Bless Amada lange nicht, dass es diese Möglichkeit gibt. „Seit meinem siebten Lebensjahr spüre ich diese Faszination in mir, die sich tief in mein System eingebrannt hat. Aber ich wusste nicht, wie man das angeht, und dachte lange, dass man entweder quereinsteigen oder sehr viel Geld haben muss“, erinnert er sich.

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Auch auf diesem Weg spielen Stücke wie „Die Ärztin“ eine wichtige Rolle, ist sich der Schauspieler sicher – „denn sie zeigen, dass es all diese Möglichkeiten gibt“. Und auch hier lande man schlussendlich wieder bei der Bedeutung von Repräsentation und Identifikation, fügt Bless Amada hinzu. „Wenn ich jemanden auf der Bühne sehe, mit dem ich mich identifizieren kann, dann fühle ich mich nicht nur repräsentiert und gesehen, sondern dann berührt mich das auch.“ Diese Berührung sei allerdings keine einseitige, erläutert der Schauspieler abschließend. „Auch in mir löst es etwas aus, wenn ich ins Publikum schaue und People of Colour sehe. Vor allem, wenn es sich um ein Stück handelt, das für genau diese Menschen ist.“

Bless Amada

Foto: Sergi Pons

Zur Person: Bless Amada

1997 in Togo geboren, absolvierte Bless Amada seine Schauspiel­ausbildung an der Otto-Falckenberg-­Schule in München. Seit dieser Spielzeit ­gehört er zum Ensemble des Burgtheaters. Außerdem ist er ab Ende dieses Jahres in
der Netflix-Serie „Kitz“ zu sehen.

Zum Spielplan des Burgtheaters

Am 22. September findet im Anschluss an die Vorstellung von „Die Ärztin“ ein Publikumsgespräch statt.