„Was in aller Welt sind Musicals …“, sinniert einer der beiden Protagonisten im Broadway-Erfolg „Some­thing Rotten“, einem Musical, das sich mit Charme und dem notwendigen Augenzwinkern um einen Erklärungsversuch bemüht. 

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Ich sage es Ihnen: Musical ist alles in einem und noch viel mehr. Theatermagie. Die grenzübergreifende Kunst, drei Darstellungsformen gleichzeitig auf nur einer Bühne zu versammeln. Ein Kraftakt, der allen Beteiligten – von den Darsteller*innen über die Bühnentechnik bis hin zur Garderobiere – ihr Bestes abverlangt. 

Musicals wollen Geschichten erzählen – Geschichten, die größer als das Leben sind. Stücke wie „Das Phantom der Oper“ oder „Miss Saigon“ verlangen regelrecht nach großen Bildern und großen Emotionen. All das bietet der Facettenreichtum des Genres, auch ohne Pailletten. Nicht zuletzt deswegen sehe ich mich als Regisseur zusammen mit den Darsteller*innen zuallererst als Geschichtenerzähler. Das Werkzeug: Schauspiel, Gesang und Tanz. 

Timing, Gefühle, Fantasie

Unser Los: die Vereinigung ebendieser, ohne das Publikum zu überfordern. Denn die scheinbare Leichtigkeit, auf der Bühne von Wort zu Lied zu wechseln, erfordert harte Arbeit und langes Training. Hierbei versuche ich, die Darsteller*innen zu inspirieren, sich authentisch in eine Rolle zu begeben. Mit dem richtigen Timing, echten Gefühlen, einer großen Portion Fantasie und ohne etwas vorzuspielen. Ein Erlebnis für die Darsteller*innen selbst, aber auch für das Publikum. Denn für diese schaffen wir Charaktere, in denen sie sich wiederfinden, und Bilder, die unvergessen bleiben. Jeder von uns kann sich in dem einen oder anderen Charakter erkennen. Das ist sicherlich auch ein Kriterium für den großen Erfolg: Diese Geschichten sind für jeden – ein Erlebnis für die ganze Familie. Musicals sind Popkultur. Sie sind ein lebendiges Abbild der Zeit, in der sie geschrieben wurden, und verändern sich dabei stetig.  

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Totale Unterhaltung

Aber war Musiktheater das nicht immer schon? Bereits Verdi schrieb Hits, die auf der Straße gepfiffen und gesungen wurden – nur ein Grund, warum Musical in gewisser Weise als moderne Form und Weiterführung der Oper und Operette zu sehen ist. Eine Unterhaltungsform mit Zukunft. Wirft man einen Blick auf den Broadway, zeigen Musicals hautnah die Themen der aktuellen Generation. „Dear Evan Hansen“ ist eine brandaktuelle Geschichte von Isolation in einer Welt der Social Media. „Hamilton“ verbindet eine historische Handlung mit Rap-Musik. Und dieser Trend erreicht langsam auch uns. 

Auch wenn es vielen vielleicht nicht bewusst ist, das Musical ist auch in ihrem Leben. Madonna und Beyoncé machen keinen Hehl daraus, sich die Inspiration für ihre Choreografien bei Großmeister Bob Fosse geholt zu haben. Ariana Grande leiht sich die Melodie zu ihrem Welthit „7 Rings“ von Rodgers’ & Hammersteins Song „My Favorite Things“ aus „The Sound of Music“, und André Heller nimmt zur Zeit mit der Sopranistin Camilla Nylund Lieder aus dem „Great American Songbook“, mit den schönsten Musicalmelodien der 1930er- und 1940er-Jahre, auf. Das nenne ich spartenübergreifend in allen Farben! Musical ist totale Unter­haltung. Es lebe das Theater, es lebe das Musical. 

Alle Infos zu aktuellen Produktionen der Vereinigten Bühnen Wien finden Sie hier.