Erinnerungsräume: Hans-Gratzer-Stipendium 2022
Die Stückentwürfe des diesjährigen Hans-Gratzer-Stipendiums drehen sich um das Thema Erinnerung. Das Voting für den Publikumspreis läuft noch bis 25. März.
Seit 2008 wird das Hans-Gratzer-Stipendium, das nach seinem Gründer, dem Schauspieler und Regisseur Hans Gratzer benannt wurde, vom Schauspielhaus Wien ausgeschrieben. In diesem Jahr arbeiteten Olufemi-Just Atibioke, Marie-Theres Auer, Selma Matter, Nina Maria Metzger und Leonie und Lorena Wyss im Zuge der Workshops an ihren Stückentwürfen. Unterstützt wurden sie dabei von der Dramatikerin Ivna Žic.
Kurze Hörspiel-Fassungen der Texte, die gemeinsam mit Studierenden des Max Reinhardt Seminars umgesetzt wurden, stehen nun zur Abstimmung bereit. Das Voting läuft noch bis 25. März. Neben dem Werkauftrag, der durch eine Jury verliehen wird, wird in Kooperation mit Ö1 auch ein Publikumspreis vergeben. Für die Regie zeichnen Sonja Keßner, Lukas Michelitsch, Ira Süssenbach, Florian Thiel und Bianca Thomas verantwortlich.
Die Stückentwürfe
Die Texte des diesjährigen Workshops sind allesamt im Themenfeld „Erinnerung" angesiedelt. In den Stücken tritt diese auf unterschiedliche Weise in Erscheinung – als Ressource und als Arbeit, als Traum, Lüge und verbogener Spiegel, aber auch als Landkarte, deren Wege, Schluchten und Berge ein Kompass fürs Schreiben sein könnte.
Olufemi-Just Atibioke beschäftigt sich in ihrem Stückentwurf „Das Herz der Türsteherin" mit Menschen, die in einem Stadtteil im Ruhrgebiet, aufeinandertreffen. Linsensuppe, Weißbrot und Sonnenblumenkerne spielen ebenfalls eine Rolle. In „Granatsplitter", dem Text von Marie-Theres Auer, wird eine ehemalige Dorfkonditorei als Gedächtnis eines Ortes eingeführt. Zu einer Begegnung zwischen einem 13.000 Jahre alten Wolfshund und einem 13-jährigen Menschen kommt es in „Aus dem Eis" von Selma Matter. Nina Maria Metzger schreibt in ihrem Stückvorhaben »HONIG-WABEN-WILDNIS-REVOLUTION« in einem intergenerationellen Gedankenstrom über eine Enkeltochter und ihre Großmutter. Der Textentwurf „Blaupause" von Lorena Wyss erforscht die Zusammenhänge von Körper und Gedächtnis, ist sich aber gleichzeitig ihrer Brüchigkeit bewusst.
2021 wurde Mazlum Nergiz für sein Stück „Coma" ausgezeichnet. Die Uraufführung in der Regie von Marcel Schwald fand am 27. Jänner 2022 im Schauspielhaus statt.
Jurypreis
Weiterhin wird ein Stückentwurf von einer Jury prämiert und in der Spielzeit 2022/23 im Schauspielhaus Wien zur Uraufführung gebracht. Die Jury besteht aus: Edith Draxl (Leiterin DRAMA FORUM von uniT Graz), Lucie Ortmann (Leitende Dramaturgin Schauspielhaus Wien) und Tomas Schweigen (Künstlerischer Leiter Schauspielhaus Wien). Eine beratende Stimme hat Ivna Žic (Autorin und Theaterregisseurin, Mentorin des Hans-Gratzer-Stipendiums 2022).
Zur Person: Ivna Žic
1986 in Zagreb geboren, aufgewachsen in Zürich, studierte Ivna Žic Angewandte Theaterwissenschaft, Schauspielregie und Szenisches Schreiben in Gießen, Hamburg und Graz. Seit 2011 arbeitet sie als freie Autorin, Dozentin und Regisseurin u. a. am Berliner Maxim Gorki Theater, Schauspielhaus Wien, Luzerner Theater, Theater Neumarkt, Schauspiel Essen, Theater St. Gallen und bei uniT.