BÜHNE: Man hatte in Österreich ja schon öfter die Gelegenheit „Mamma mia“ zu sehen – was wird in Mörbisch anders?

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Andreas Gergen: Es wird die weltweit größte „Mamma mia“-Produktion. Weder indoor, noch outdoor hat es jemals eine so große gegeben, vom Bühnenformat her, aber auch von der Größe des Ensembles her. Wir haben 70 Leute auf der Bühne, das wird gewaltig und eine riesige Party. Dass es Alfons Haider gelungen ist, das Stück für Mörbisch an Land zu ziehen, ist wirklich ein Coup.

Andreas Gergen: Inwiefern konnten Sie hier frei agieren, was war vorgegeben?

Wir haben eine neue Choreografie und ein neues Bühnenbild und konnten für die Inszenierung unserer Fantasie wirklich freien Lauf lassen. Die Geschichte rund um eine Mutter und ihre heiratswillige Tochter, die drei in Frage kommende Väter dazu einlädt, ist eine tolle Liebes- und Generationsgeschichte. Und ich bin froh, dass wir mit Bettina Mönch, Peter Lesiak und Lukas Perman „alte Hasen“ dabeihaben, mit denen ich schon oft gearbeitet habe, und gleichzeitig für das junge Paar, Sophie und Sky, mit Anna Rosa Döller und Thomtheus Hollweg eine Besetzung fanden, die auch vom Alter her entspricht, sodass es authentisch ist. Wobei wir natürlich Alternativbesetzungen haben, da wird sich manches auch noch in Nuancen unterscheiden.

Mamma mia Musical Sommer
Das monumental Bühnenbild in Mörbisch, für das ABBA-Musical entworfen von Walter Vogelweider.

Bild: Walter Vogelweider

„Mamma mia“ hat ja neben ganz großen auch viele kammerspielartige Szenen – wie wirkt das auf der Seebühne?

Es ist meine Aufgabe als Regisseur, darauf Wert zu legen, dass diese Szenen trotzdem funktionieren und der Zuschauer weiß, wohin er schauen muss. Dabei muss man den Spielfokus ganz genau setzen – etwa, indem sich innerhalb eines großen Ensembles in dem Moment nur der eine bewegt, der gerade in Aktion ist. Oder sogar, indem das ganze Ensemble auch zu ihm oder ihr schaut. Ich habe ja in Mörbisch schon „Viktoria und ihr Husar“ gemacht, da habe ich gesehen, dass eine intime Szene tatsächlich nicht vom Abstand der Darsteller auf der großen Seebühne abhängt. Wir hatten da Zweierszenen mit 15 Meter zwischen den Protagonisten, die sehr gut funktioniert haben.

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Die originalen Lied-Texte sind ganz besonders geschickt mit der Handlung verbunden, das finde ich immer wieder faszinierend.

Andreas Gergen

Es kommt vielmehr darauf an, dass man eine direkte und authentische Sprache verwendet. Und es kommt uns sehr zugute, dass die Autoren der Originalversion ihr Handwerk verstanden haben. Man merkt, dass sie vom Schauspiel kommen. Sie haben eine starke Geschichte geschrieben, die funktioniert. Es ist oft sogar verblüffend, wie sie die Texte von ABBA so kombiniert haben, dass die Szenen in Musik übergehen und ideal damit zusammenpassen. Die originalen Lied-Texte sind ganz besonders geschickt mit der Handlung verbunden, das finde ich immer wieder faszinierend. „Mamma mia“ ist für mich, und nicht nur für mich, die Mutter aller Compilation Shows.

Inwiefern ist es für Sie anders, ein Compilation Musical, also eines, das aus Hits zusammengebaut wurde, zu inszenieren, als ein herkömmliches Musical?

Ich behandle beide gleich, eine Compilation Show inszeniere ich nicht anders als ein Musical Play, ob nun „Cabaret“, „Sunset Boulevard“ oder „Sound of Music“. Für mich ist das alles verbindende Element die Geschichte, das Schauspiel steht daher im Vordergrund. Meiner Philosophie als Regisseur nach verstehe ich mich als Geschichtenerzähler. Ich möchte die Zuschauer an der Hand nehmen und unterhaltsam durch die Story führen. Natürlich gibt es große Nummern und die Party, aber für mich ist die Handlung im Vordergrund. Durch diese möchten wir den Zuschauern den Weg zeigen, auch wenn es manchmal kleine Überraschungen gibt, die vom Pfad wegführen.

Welche beispielsweise?

Als Sophie, die Tochter der Hauptfigur, heiraten möchte, kommen ihr plötzlich Zweifel. Sie hat einen Alptraum, in dem sie mit ihrer Unsicherheit konfrontiert ist – und damit, dass sie nicht weiß, welcher Ex-Geliebte der Mutter ihr Vater ist und dass ihre Mutter ihr Schwierigkeiten macht. Passend zur griechischen Atmosphäre machen wir hier eine Szene im Stil der antiken Tragödie. Es wird Fabelwesen geben und ihre Mutter ist als Amazonenkönigin zu sehen, also als toughe Frau, die sich der Männer bedient. Und in der Partysequenz werden wir mit etwas Gigantischem überraschen. Da wird es richtig rocken, auch durch unseren Lichtdesigner Andreas Fuchs, der neben seiner langjährigen Arbeit für Oper und Musical auch schon bei vielen Rockkonzerten aktiv war. Diese Inszenierung wird in ihrer ganzen Dimension überraschen.