Wiener Staatsoper

Il Barbiere di Siviglia
Oper von Gioachino Rossini (Musik), Pierre Augustin Caron de Beaumarchais, Cesare Sterbini

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Il Barbiere di Siviglia

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Als »Faktotum der ganzen Stadt« stellt sich der Barbier von Sevilla vor: als Helfer in allen Lebenslagen also. Wie alle Barbiere seiner Zeit ist er nicht nur für Bart- und Haupthaarpflege zuständig, sondern auch fürs Zähnereißen und den Aderlass. Darüber hinaus umfasst Figaros Angebot auch Dienstleistungen für Verliebte und Heiratswillige, wie heimlichen Brieftransport oder Ständchen im Auftrag.
Seiner Eigenwerbung zum Trotz erweisen sich Figaros Ideen als wenig hilfreich, als er Graf Almaviva dabei unterstützen soll, die Hand Rosinas zu gewinnen. Rosina lebt nämlich eingesperrt bei ihrem Vormund Doktor Bartolo, der sich ihr Vermögen sichern will, indem er sie selbst heiratet. Alle Pläne Figaros, wie Almaviva seiner Angebeteten näherkommen könnte, scheitern auf – für das Publikum – amüsanteste Weise. Letztlich machen Geld und Macht den Grafen zum Sieger in diesem Kampf, der für ihn selbst ein Spiel, für Bartolo aber bitterer Ernst ist.
Ursprünglich hieß die Oper Almaviva, o sia L’inutile precauzione (Almaviva oder Die nutzlose Vorsicht) – Hauptfigur war also Graf Almaviva. Schnell fokussierte sich die Publikumsliebe jedoch auf den extrovertierten Barbier. Dazu trug bei, dass die große Arie des Grafen »Cessa di più resistere« wegen ihrer Länge und immensen Schwierigkeit oft gestrichen wurden und wird. Tatsächlich sind es aber nicht die immer wieder eskalierenden Strategien des Barbiers, sondern die Machtmittel des Adligen, die seiner Liebe zum Sieg verhelfen.
Die Oper beruht auf dem 1775 uraufgeführten gleichnamigen Stück von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais. Dieser verwandelte Figurentypen und Handlungselemente der italienischen Stegreifkomödie, der Commedia dell’arte, zunächst in eine Opera comique, dann in eine Prosa-Komödie, in die auch Eindrücke einer Spanieneinreise eingegangen sind. Später wurde das Stück zum ersten Teil von Beaumarchais’ Figaro-Trilogie.
Ihre enorme Bühnenwirksamkeit verdankt die Oper auch dem Libretto von Cesare Sterbini, das Rossini mit idealen Musizier-Anlässen versorgt, so auch für eine seiner berühmten ›Crescendo-Walzen‹: Bartolos Verbündeter Basilio zeichnet in seiner »Verleumdungsarie« La calunnia e un venticello detailliert die Entwicklung eines Gerüchtes nach, vom leisen Flüstern bis zur Explosion eines ›Shitstorms‹. Und im Finale des 1. Akts beschwört der Text der Oper das Bild einer »Höllenschmiede«, das die Musik mit dem Klang von Hämmern und Ambossen genüsslich ausmalt.
HANDLUNG 
1. Akt
Vor dem Haus Doktor Bartolos
Unter dem Balkon einer Unbekannten, die er seit Wochen aus der Ferne bewundert, singt Graf Almaviva ein Ständchen, begleitet von Musikanten, die sein Diener Fiorello engagiert hat. Der Barbier Figaro erscheint. Er ist ein ehemaliger Bedienter des Grafen und kennt die schöne Unbekannte: es ist Rosina. Als Barbier ihres Vormunds Doktor Bartolo hat er Zutritt zu dessen Haus. Rosina erscheint auf dem Balkon und lässt einen Brief fallen, noch ehe Doktor Bartolo eingreifen kann. Im Brief ersucht sie ihren Verehrer, seine Absichten zu erklären, und teilt ihren unbedingten Willen mit, ihre »Ketten zu zerbrechen«. Mit einem Lied stellt sich der Graf Rosina als armer Student Lindoro vor – die junge Frau soll sich aus Liebe und nicht wegen seines hohen Standes für ihn entscheiden. Figaro erklärt, Doktor Bartolo wolle Rosina heiraten, um an ihre Mitgift zu kommen. Er schlägt dem Grafen vor, sich als Soldat verkleidet mit einem Einquartierungsbefehl Zutritt ins Haus zu verschaffen. Um harmlos zu erscheinen, solle er sich zudem betrunken stellen.
Im Haus Doktor Bartolos
Rosina ist entschieden, all ihre Geschicklichkeit und all ihren Ungehorsam einzusetzen, um Lindoro trotz Bartolos Widerstand zu gewinnen. Doktor Bartolo vermutet, dass Rosina und Figaro etwas gegen ihn im Schilde führen. Er befragt erst Rosina, dann die Haushälterin Berta und den Diener Ambrogio, erhält aber keine Auskunft. Rosinas Musiklehrer Don Basilio berichtet Doktor Bartolo, Rosinas geheimer Verehrer, Graf Almaviva, sei in der Stadt gesehen worden. Doktor Bartolo beschließt, Rosina noch am folgenden Tag zu heiraten. Don Basilio schlägt vor, den Grafen durch Verleumdung in Misskredit zu bringen. Figaro hat die beiden belauscht und berichtet Rosina von Bartolos Plänen. Rosina interessiert sich vor allem für Lindoro, den sie mit Figaro gesehen hat. Figaro behauptet, dieser sei sein Vetter und sehr verliebt in Rosina. Figaro verlangt ein Briefchen für Lindoro – doch Rosina hat es schon längst geschrieben. Bartolo kommt Rosinas geheimem Schriftwechsel auf die Schliche und kündigt ihre noch strengere Bewachung an. Als betrunkener Soldat verkleidet, dringt der Graf in Bartolos Haus ein. Sein Versuch, Rosina einen Brief zukommen zu lassen, mündet in einen Tumult, der die Stadtwache auf den Plan ruft. Deren Offizier will den vermeintlichen Soldaten als Unruhestifter verhaften. Als dieser sich ihm unauffällig als Graf zu erkennen gibt, nimmt er seinen Befehl umgehend zurück – zur höchsten Bestürzung aller Anwesenden.
2. AKT
Im Haus Doktor Bartolos
Der Graf erscheint erneut: Er hat sich nun als Musiklehrer Don Alonso verkleidet und gibt vor, den erkrankten Don Basilio zu vertreten. Dem misstrauischen Bartolo erzählt er, im selben Gasthof wie Graf Almaviva untergekommen zu sein, wo ihm ein amouröses Billett Rosinas in die Hände gefallen sei. Er wolle es nutzen, um den Grafen bei Rosina zu diskreditieren. Bartolo willigt ein und ruft Rosina zur Gesangsstunde. Rosina erkennt in Don Alonso ihren Verehrer Lindoro. Figaro trifft ein, um Doktor Bartolo zu rasieren. Einem Hinweis Rosinas folgend gelingt es ihm, den Schlüssel zur Balkontür zu entwenden. Durch das plötzliche Auftauchen Don Basilios droht die Tarnung des Grafen aufzufliegen. Unauffällig steckt er Don Basilio ein Geldgeschenk zu und mit vereinten Kräften wird Don Basilio aus dem Haus komplimentiert.
Figaro versucht, Bartolo von den beiden Verliebten abzulenken, doch Bartolo hört ein unvorsichtiges Wort des Grafen und durchschaut den Schwindel. Der Graf und Figaro nehmen Reißaus. Don Basilio äußert gegenüber Bartolo den Verdacht, Don Alonso sei vom Grafen Almaviva geschickt worden. Doktor Bartolo will seine Hochzeit mit Rosina nun umso dringender vorantreiben und schickt Don Basilio, den Notar zu holen. Bartolo legt Rosina das Billett als Beweis dafür vor, dass Don Alonso und Figaro sie in die Arme eines Grafen Almaviva treiben wollten. Die ob dieser Nachricht fassungslose Rosina erklärt sich zur Heirat mit Bartolo bereit. Sie verrät außerdem, dass Figaro und ihr Verehrer um Mitternacht ins Haus eindringen wollen, um sie zu entführen. Als Figaro und der Graf eintreffen, stößt Rosina den vermeintlichen Kuppler Lindoro, dessen Betrug sie durchschaut zu haben glaubt, zurück. Als Lindoro sich als Graf Almaviva zu erkennen gibt und den Ernst seiner Absichten bestätigt, ist Rosina überglücklich.
Don Basilio erscheint mit dem Notar. Figaro erklärt, die Anwesenden seien seine Nichte und der Graf Almaviva, deren Hochzeit der Notar am selben Abend in Figaros Haus vollziehen sollte. Der Notar hat den Ehekontrakt bei sich. Den widerstrebenden Don Basilio stellt der Graf vor die Wahl zwischen einem kostbaren Ring und zwei Kugeln in den Kopf. Don Basilio wählt den Ring und unterzeichnet als Trauzeuge den Ehekontrakt. Doktor Bartolo hat Soldaten herbeigeholt und fordert die Verhaftung der Einbrecher. Als Graf Almaviva sich ihm zu erkennen gibt, auf den gültigen Hochzeitsvertrag verweist und Bartolo Rosinas Mitgift überlässt, akzeptiert dieser seine Niederlage.

SchauspielerInnen

Graf Almaviva
Lawrence Brownlee
Bartolo
Fabio Capitanucci
Rosina
Patricia Nolz
Don Basilio
Adam Palka
Figaro
Adam Plachetka
Marzellina (Berta)
Jenni Hietala

Künstlerisches Team

Musikalische Leitung
Diego Matheuz
Inszenierung und Bühne
Herbert Fritsch
Kostüme
Victoria Behr
Licht
Carsten Sander

Fotos zur Verfügung gestellt von Wiener Staatsoper.

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