Inhalt

Semjon Semjonowitsch weckt seine Frau mitten in der Nacht, da er Heißhunger auf Leberwurst hat. Es folgt ein Ehestreit und Semjon verschwindet. Seine Frau fürchtet, er wolle sich nun aus Scham umbringen und holt die Nachbarn zu Hilfe, die sich ungemein für Semjons potentiellen Selbstmord interessieren und ihn als beschlossene Sache behandeln. Zudem hofft jeder, den Suizid als Statement für seine eigenen Interessen beanspruchen zu können: für die Religionsfreiheit, für die Lebensmittelbranche, für die Romantik, für die Meinungsfreiheit.

Anzeige
Anzeige

Semjon, dem die neu gewonnene Aufmerksamkeit nicht missfällt, besorgt sich eine Pistole, schafft es jedoch nicht, abzudrücken. Doch sein Sterbedatum wurde von den anderen schon festgelegt: Am folgenden Tag um 12 Uhr soll es geschehen.

Werkgeschichte

1928 entstand das satirische Stück als zweites Werk des sowjetischen Dramatikers Nikolai Erdmann. Der Theaterreformer Konstantin Sergejewitsch setzte sich für eine Aufführung ein, doch gespielt wurde das Stück in der UdSSR erst nach dem Tod des Autors 1982. Das Stück wird als Bindeglied zwischen den Dramen Gogols und dem Genre des „Absurden Theaters" gesehen.

Unter Stalin wurde Erdman zensiert und verbannt und selbst nach dessen Niedergang konnte sich der Autor nicht mehr als solcher etablieren.

Anzeige
Anzeige

Aufführungsgeschichte

Die Uraufführung in einer schwedischen Version fand 1969 am Stadttheater Göteborg statt. Die deutsche Erstaufführung folgte dann 1970 im Zürcher Schauspielhaus, im selben Jahr wurde es in Krefeld gespielt. Am Akademietheater Wien fand 1970 die österreichische Erstaufführung statt.

Im Herbst 2021 feierte Der Selbstmörder in der Regie von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann im Burgtheater Wien Premiere. Die Rolle des Semjon Semjonowitsch übernimmt Florian Teichtmeister, Lilith Häßle spielt seine Frau.