Wiener Staatsballett feiert Tanzfest der amerikanischen Neoklassik
Das Wiener Staatsballett ist zurück: Donnerstagabend steht die Premiere von „A Suite of Dances" am Programm, das Ästhetik, Witz und Intelligenz verspricht. Das Programm wird bis Ende der Saison noch fünf Mal getanzt.
Endlich wieder Live-Tanz. In den vergangenen Monaten hatte es das Wiener Staatsballett nicht einfach. Seit der viel beachteten Premiere von „Mahler, live", die im Fernsehen übertragen wurde, fand die Kunst öffentlich nicht mehr statt. So passt die Premiere von „A Suite of Dances" gut, um die Durststrecke zu beenden: Denn die Zuseher:innen erwartet ein Tanzfest der amerikanischen Neoklassik mit Werken von George Balanchine und Jerome Robbins.
Liebevolles und ironisches Stück
„Ein hochintelligentes und den Berufsstand auf die Schippe nehmendes Werk. Man merkt, dass Robbins viel für Broadway gearbeitet hat und die Ballettwelt in einer liebevollen, aber auch sehr ironischen Weise darstellt“, beschreibt es der Direktor des Wiener Staatsballetts, Martin Schläpfer, im Gespräch mit der BÜHNE.
Balanchine und Robbins revolutionierten Ballett in New York
George Balanchine begann seine Laufbahn in der Ballettwelt des zaristischen Sankt Petersburg. In Paris schloss er sich in den 1920er-Jahren den Ballets Russes – und damit der Avantgarde – an. Ab 1934 wirkte er in New York. Mit seinem 425 Werke umfassenden Œuvre entwickelte Balanchine den klassisch-akademischen Tanz für das 20. Jahrhundert weiter und gründete mit dem New York City Ballet eine der bedeutendsten modernen Compagnien.
1949 berief Balanchine Jerome Robbins zum Associate Artistic Director. Damit begann dessen mehr als 40 Jahre andauernde Bindung an Balanchines Ensemble. Mit seinen Arbeiten gelang es Robbins wie kaum einem anderen Choreografen kommerzielle Unterhaltung und hohe Kunst zu verbinden. „Musicals wie West Side Story, Fiddler on the Roof oder The King and I sind mit seinem Namen ebenso verbunden wie subtile choreografische Studien über den modernen Menschen", beschreibt es die Wiener Staatsoper auf ihrer Seite.
Inspiration bei Philip Glass
Robbins ließ sich als einer der ersten Choreografen von der Musik des minimalistischen Komponisten Philip Glass inspirieren. 1983 kreierte er zu dessen „Glass Pieces" die Choreografie „Glassworks". In dem Werk kombinieren 42 Tänzer:innen Athletik, klassisches Ballett, Modern Dance und alltägliche menschliche Fortbewegung.
Das Zentrum des Programms des Wiener Staatsballetts bilden zwei kammerspielartige Miniaturen der amerikanischen Neoklassik: In Balanchines „Duo Concertant" von 1972 zum gleichnamigen Werk für Violine und Klavier von Igor Strawinski stehen eine Tänzerin und ein Tänzer zunächst als stille Zuhörer hinter einem Konzertflügel und lauschen der Musik. Doch bald schon mischen sie sich in die konzertante Aufführung ein und verlieren sich mit einer Fülle raffiniertester choreografischer Ideen in einem Paartanz, der sich zu einem berührenden Kammerspiel über Liebe und Verlangen verdichtet.
Und 1994 kreierte Robbins das Werk „A Suite of Dances" für keinen Geringeren als Mikhail Baryshnikov. Zu mehreren Sätzen aus Johann Sebastian Bachs Suiten für Solo-Violoncello entspinnt sich ein Dialog zwischen einem Tänzer und einer Cellistin.
Eines der komischsten Werke der Ballettgeschichte ist „The Concert" von 1956. Mit geradezu heiligem Ernst lässt Robbins einen Pianisten Chopin spielen und das Ballettensemble zu den Klängen der Musik nicht nur in die raffiniertesten Spiele der Fantasie, sondern auch in eine irrwitzige Folge von Pannen und slapstickartigen Nummern geraten.
Termine und Tickets
Die nächsten Vorstellungen von A Suite of Dances: 20. Mai (Premiere), 25., 30. Mai, 4., 5., 7., und 11. Juni
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