„Ich will der Allerbeste sein, wie keiner vor mir war.“ So beginnt das Intro der weltweit erfolgreichen Kinder-TV-Serie „Pokémon“, die auf den gleichnamigen Videospielen basiert. Ein Soundtrack, der viele Kindheiten geprägt hat. So auch die von Shirina Granmayeh.

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Die Schauspielerin steht nach „Frühlings Erwachen“ in der kommenden Produktion „Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse“ als Kitty erneut auf der Bühne des Renaissancetheaters. Für jede ihrer Figuren hat Granmayeh eine Playlist, die sie nach der Dernière wieder löscht. In der aktuellen Playlist „Kitty“ mit dabei: ein Lied vom Pokémon-Soundtrack. Wegen des Abenteuergefühls, das es in ihr weckt, so Granmayeh.

Um kleine Monster geht es im Stück „Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse“ aber nicht, im Gegenteil: Konrad kommt als perfektes Kind aus einer Dose, hergestellt von einer Fabrik, die braven Nachwuchs verspricht. Er landet jedoch an der falschen Adresse, nämlich bei Frau Bartolotti, die alles andere als eine Mutterfigur ist. Als die Fabrik Konrad zurückhaben will, muss aus ihm schnell ein Rotzlöffel werden. Seine neue Freundin Kitty hilft ihm dabei.

Wort als Wirkungsmacht

„Für mich ist Kitty eine Kämpferin, die für das einsteht, was ihr wichtig ist“, so Shirina Granmayeh, die wir nach dem BÜHNE-Fotoshooting in einem Büro des Theaters der Jugend zum Interview treffen.

Vor kurzem ist sie dreißig geworden, dabei kann Granmayeh jetzt schon auf einen großen Erfahrungsschatz zurückblicken. Aufgewachsen in Kitzbühel in Tirol, kam zuerst die Liebe zur Musik, der sie neben dem Musikgymnasium am Landeskonservatorium Innsbruck nachgegangen ist.

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Zum Drama fand sie erst später. „Ich bin durch das Singen auf die Bühne gekommen und hab gemerkt, dass mir der Ausdruck Spaß macht.“ Durch die Schule entstand eine Liebe zur Sprache und zur Literatur. „Daher die Idee zum Schauspiel. Ich dachte mir: Was passiert, wenn man die Musik wegnimmt und nur das Wort wirken lässt? Musik ist ein sehr direkter Weg, ein Gefühl zu erreichen. Bei Sprache gibt es tausend Varianten, einen Satz zu sagen.“

Im Schauspiel geht es darum, ein Quäntchen Wahrheit in einer Figur zu finden und es herauszuziehen.

Shirina Granmayeh, Schauspielerin

Shakespeare und Tränen

Wichtige Wegbegleiter für Granmayeh? „Auch wenn das vielleicht langweilig klingt, aber ganz klassisch: die großen Werke von Goethe, Schiller und Shakespeare.“ Besonders Letztgenannter hat ihr imponiert. „Bei ‚Hamlet‘ habe ich zum Schluss geweint. Das hat mich beim Lesen echt berührt. Generell liebe ich Shakespeares Stücke, er schreibt einfach gut für Schauspieler*innen. ‚Was ihr wollt‘ ist eine meiner Lieblingskomödien.“

Shirina Granmayeh
Shakespeare-Fan. Zuerst die Liebe für Gesang, dann die zum Drama: In der Schule kam Granmayeh mit den großen Dramen in Berührung. Besonders Shakespeare hat sie bewegt: „Bei ‚Hamlet‘ habe ich geweint.“

Foto: Victoria Nazarova

Eine Weltreise, dann Karriere

Bevor sie sich ihrer Leidenschaft widmete, erfüllte sich Granmayeh nach der Matura einen langersehnten Traum: eine Weltreise. „Ich wüsste gar nicht, wie es gewesen wäre, nach der Schule gleich eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen. Reisen hilft einem, sich auf Menschen einzulassen. Und es ist schön zu erfahren, dass man überall zu Hause sein kann. Dass es eine Frage der Definition ist und nicht unbedingt des Ortes, der dir vorherbestimmt wird.“

Einmal um die Welt, dann nach Berlin. Fast ein Jahr verbrachte Granmayeh dort an der Filmschauspielschule – „aber ich war nicht cool genug für Berlin“ –, um dann nach Wien zu ziehen. Hier wurde sie nach dem Schauspieldiplom 2017 direkt am Theater der Jugend engagiert, wo sie bis heute im Ensemble ist.

Wie geht die Schauspielerin vor, wenn sie sich nicht mit einer Figur identifizieren kann? „Es geht immer darum, ein Quäntchen Wahrheit in einer Figur zu finden und es herauszuziehen. Ich glaube, grundsätzlich können wir als Menschen alles sein. Es kommt einfach auf die Umstände im Leben an, die einen prägen.“

Zu guter Letzt, aber erst der Anfang

Was ihre Zukunftswünsche sind? „Ganz kitschig gesagt – einfach glücklich sein. Die Zeiten sind ja nicht so einfach momentan. Ich hoffe, dass sich bald wieder mehr Leichtigkeit einstellt.“ Auch künstlerisch hat Granmayeh schon Pläne: „Ich würde gerne einmal ein Programm machen, irgendetwas mit Musik, das würde mich definitiv reizen. Und irgendwann schreibe ich ein Buch, aber das hat noch Zeit.“

Noch kurz zurück zu „Konrad“. Wie soll das Publikum aus dem Saal gehen, wenn der Vorhang fällt?

„Mit einem warmen Herzen, hoffe ich“, sagt Granmayeh nach einer kurzen Pause, ihr Lächeln steckt an. Ein schönes Schlusswort.

Es ist die letzte Produktion, die das Theater der Jugend in dieser Spielzeit auf die Bühne bringt. Christine Nöstlinger rundet als Grande Dame der Kinderliteratur die Saison ab. Wer weiß, vielleicht löst das Stück ja bei Ihnen Nostalgie aus. Wir hoffen, mindestens genauso viel wie ein Pokémon-Song.