Matthias Franz Stein und Martin Niedermair über „Was ihr wollt"
Die Protagonisten von „Was ihr wollt“ aus dem Ensemble des Theaters in der Josefstadt haben uns erzählt, was sie eigentlich wollen – im Leben, in der Liebe und im Theater.
Interview mit Matthias Franz Stein
Worum geht es für Sie in diesem Stück?
Es hat viel mit Liebe zu tun, aber auch damit, wie viel in der Liebe nicht funktioniert und welche Unzulänglichkeiten auftreten. Aber letztendlich wollen wir ja alle nichts anderes, als eben geliebt werden.
Was ist für Sie ein Mann?
Es sind nur Worte und Rollenbilder. Im heutigen Hier und Jetzt sind das veraltete Begriffe. Ich finde, man sollte keine Unterschiede mehr machen – angefangen bei der Bezahlung. Was es aber schon gibt, ist der Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Energie.
Was wollen Sie?
Geschichten erzählen. Das war immer schon mein Thema. Auch im Alltag. Als Kind war ich ein Träumer, weil ich immer in Geschichten war.
Zur Person: Matthias Franz Stein
Der 1980 geborene Schauspieler absolvierte er eine Schauspielausbildung an der Schauspielschule Krauss in Wien. Seit 2011 ist er Ensemblemitglied im Theater in der Josefstadt. Außerdem spielt er in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit.
Interview mit Martin Niedermair
Erzählen Sie mir etwas über ihre Rolle.
Ich spiele die Gräfin Olivia. Sie glaubt, dass sie Prinzipien hat und durch das Zölibat ihren Vater und ihre Familie ehrt. Doch das funktioniert nicht und es entwickelt sich eine etwas einseitige Romanze mit einem viel jüngeren Mann. Und genau das fand ich spannend – dass bereits vor hunderten von Jahren diese Dynamik beschrieben wurde. Es ist faszinierend, der Frage nachzugehen, was einen an so einer Beziehung reizt.
Ich habe mal einen Freund gefragt, der mit einer viel jüngeren Frau zusammen war, worüber sie eigentlich reden.
Und was hat er gesagt?
Dass sie sich lieber und besser mit seinen Töchtern unterhält als mit ihm, weil sie vom Alter auch näher zu ihnen ist.
Wenn ich mich von jemandem angezogen fühle, dann muss das Alter und alles andere egal sein. Aber ich finde es spannend, dem nachzugehen. Ist es die Jugend? Es ist vermutlich für jeden anders. Ist es eine Hormongeschichte? Ist es bei Männern die Angst vor dem Sterben? Und was ist es bei Frauen?
Warum ist die Frage, ob man eine Frau oder ein Mann ist, so wichtig?
Weil es viele Jahrhunderte lang für 50 Prozent der Bevölkerung sehr gut funktioniert hat. Für die anderen 50 Prozent war es allerdings nicht so lustig. Daher finde ich die Diskussion, die es gerade gibt, so wunderbar, weil alles etwas Fluides bekommt und man es nicht mehr automatisch auf der einen oder der anderen Seite der Skala verortet. Sondern sagt, dass es etwas dazwischen gibt.
Lassen sich solche Wahrheiten leichter über Komödien vermitteln?
Ja, weil Lachen ein Instinkt ist. Wenn die Menschen Lachen, dann sind sie offen. Ich bin ein großer Komödienfan. Gerade jetzt braucht die Welt das Lachen. Ich merke, dass in meinem Umfeld, dass die Menschen sagen: Was spielst Du? Was Lustiges?
Wie groß ist die Gefahr zu schmieren?
Ich kann nur einen Menschen spielen, der ein Kleid anhat. Wenn ich die Olivia als Mensch zu fassen bekomme in ihrer Essenz – was sie als Mensch ausmacht –, dann bin ich auf dem richtigen Weg.
Was wollen Sie?
Viele Menschen dürfen gar nichts wollen, daher wünsche ich mir, dass jeder Mensch etwas wollen darf. Das wäre mein universeller Wunsch. Für mich selber wünsche ich mir, dass man merkt, dass meine Suche in die richtige Richtung geht.
Zur Person: Martin Niedermair
Geboren in Oberösterreich erhielt Martin Niedermair seine Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien und in Hamburg. Am Schauspielhaus Wien spielte er unter Barrie Kosky unter anderem den Ottone in "Poppea". Mit dieser Produktion gastierte er auch bei Claus Peymann am renommierten Berliner Ensemble und am Sydney Opera House. Seit 2008 gehört er zum Ensemble des Theaters in der Josefstadt.