Als melancholisch singender Narr in „Was ihr wollt“ ist Maria Bill derzeit Kontrapunkt der Inszenierung von Torsten Fischer, die in den Kammerspielen der Josefstadt in der Karwoche ihre umjubelte Premiere feierte. Und das nicht nur, weil sie die einzige Frau ist, die mitwirkt, während ganz in Shakepearescher Tradition ansonsten alle Rollen von Männern gespielt werden. Über ihr eigentlich geschlechtloses Auftreten als Narr hinaus, den sie im Clownskostüm mit dicker Schminke spielt, hebt sie sich auch über ihr Spiel ab. So singt sie Tangos von Astor Piazzolla, begleitet von Geige und Akkordeon. Unter den Liedern ist beispielsweise „Rinasceró“, das man einst von Milva interpretiert hörte. Bill sorgt inmitten des Gefühlschaos für einen ernsten Gegenpol.

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Nervosität als „Gewürz“ für Ausnahmemomente

Was aber macht Maria Bill in jener spannungsgeladenen Zeit, unmittelbar bevor sie auf die Bühne geht? Wir haben sie über ihre Rituale befragt: „Gerne gehe ich vor der Vorstellung auf die Hinterbühne, versuche mich regelrecht aufzupumpen, durch das Gemurmel des Publikums mit Energie aufzuladen“, erzählt die Schauspielerin, die lange Jahre am Volkstheater tätig war und vor kurzem für „Die Dreigroschenoper“ und nun eben „Was ihr wollt“ an das Theater in der Josefstadt respektive deren Kammerspiele kam. Ob sie denn auch nervös sei? „Es darf die Nervosität nicht stärker werden als ich selbst, aber sie gehört dazu, wie ein gewisses ‚Gewürz' für Ausnahmemomente.“ 

Maria Bill über Edith Piaf, Lockenwickler und Aberglauben
Maria Bill in „Was ihr wollt“ im Theater in der Josefstadt.

Foto: Moritz Schell

Die Vorbereitung vor dem Spiegel in der Garderobe gehört für mich zum Ritual.

Maria Bill

Das Einstimmen auf die Vorstellung beginnt für Maria Bill natürlich schon, wenn sie sich umzieht und herrichtet, was sie gerne in Eigenregie übernimmt: „Ich schminke mich gerne selbst. Gerade in kleineren Theatern habe ich das immer getan.“ Als sie darüber berichtet, kommen Erinnerungen an jene Zeit hoch, in der sie oft Edith Piaf spielte und mit deren Chansons für Furore sorgte: „Sogar die Lockenwickler für die Piaf-Frisur habe ich selbst in die Haare gedreht, sodass ich davon Muskelkater in den Armen verspürte.“ Jedenfalls gelte: „Die Vorbereitung vor dem Spiegel in der Garderobe gehört für mich zum Ritual.“

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Mit Lust loslegen

Ob sie denn auch einen Talisman bei sich trägt? „Etwas abergläubisch bin ich auch. Bis heute liegen kleine Geschenke meines Sohnes vor dem Schminkspiegel. Dinge, die ich vor der Vorstellung berühre. Beim Verlassen der Garderobe werfe ich noch einmal einen Blick zurück in den Raum, in dem ich mich vorbereite und abgekapselt habe, um mich zu konzentrieren – mit einem zart gespukten Toi toi toi.“ Und dann geht es ab auf die Bühne – mit besonderem Esprit, denn: „Das Tolle, das Torsten Fischer vermittelt, ist: Er animiert einen, mit Lust loszulegen.“

Zu den Spielterminen von „Was ihr wollt“ und der „Dreigroschenoper“ in den Kammerspielen!