Inhalt

Der Protagonist Nathanael erzählt in einem Brief seinem Freund Lothar, der gemeinsam mit seiner Schwester Clara nach dem Tod ihrer Eltern von Nathanaels Mutter aufgenommen wurde, von einer vergangenen Geschichte. Sein Vater sei früher immer wieder von einem Advokaten namens Coppelius besucht worden, sie haben alchimistische Experimente durchgeführt, bei denen menschliche Augen eine Rolle gespielt haben sollen. Nach einer Explosion, vermutlich herbeigeführt durch Coppelius, stirbt der Vater Nathanaels.

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Jahre später, er ist inzwischen verlobt mit Clara und studiert in einer nahegelegenen Stadt, wird er – so scheint ihm – von Coppelius in Gestalt eines anderen (dem Wetterglasverkäufer Coppola) wieder aufgesucht. Der verkauft ihm ein besonderes Glas, das die Tochter des Professors Spalanzani, Olimpia, die jedem als starr und leblos erscheint, wunderschön wirken lässt. Er wird besessen von ihr, bis er merkt, dass sie nur eine Puppe mit Augen eines Menschen ist – Coppelius steckt natürlich dahinter. Nach diesem Schock scheint endlich alles wieder normal zu werden, Nathanael will Clara heiraten und mit seiner Familie auf ein geerbtes Landgut ziehen. Doch als er erneut das Glas von Coppola verwendet, wird er wieder rasend und will Clara töten – Lothar weiß das zu verhindern, im Wahnsinn bringt sich Nathanael selbst um.

Werkgeschichte

1816 veröffentlichte Hoffmann seine Erzählung erstmals, die der Schwarzen Romantik zuzuschreiben ist. Sie stellt die erste Erzählung in seinem Zyklus Nachtstücke dar. Die schaurige Erzählung bietet unzählige Interpretationsmöglichkeiten und gilt deshalb als eines der bekanntesten Werke des Autors.

Einerseits ist das Motiv der Augen zentral, das auch Sigmund Freud zu analysieren versuchte. Zum anderen gibt es das Spannungsverhältnis zwischen Mensch und Maschine: Es scheint auf den ersten Blick nicht möglich zu sein, einen Unterschied festzumachen, wie man bei der "falschen" Tochter Olimpia gesehen hat. Als weitere Motive gelten die Kritik an der Aufklärung sowie das Feuermotiv, das in der Erzählung stets einer Veränderung der Situation vorangeht.

Adaptionen

Der Sandmann ist vielfach adaptiert worden, vor allem musikalisch, so beispielsweise in der Oper Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach. Eine weitere Oper in neun Szenen mit dem Titel Der Sandmann schuf Andrea Lorenzo Scartazzini. Ferner gibt es noch zwei Balette zu Hoffmanns Stoff sowie einige Songs, unter anderem von den Bands Rammstein und Metallica, die sich der Erzählung annehmen.

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Auch filmische Adaptionen entstanden: Eine 1983 entstandene Produktion mit Christoph Walz und Monika Baumgartner, ein animierter Stop-Motion-Film von Paul Berry oder Ernst Lubitschs Film Die Puppe von 1919, die auf den Motiven von Hoffmanns Erzählung basiert.

2017 wandelte Robert Wilson den Sandmann in ein Musiktheater um, Tobias Wolfgang verdichtete die Erzählung 2018 als Kammermusical.