Drei Fragen an Heinz Spoerli
Heinz Spoerli formte als Ballettdirektor das Basler Ballett, das Ballett der Deutschen Oper am Rhein sowie zuletzt das Zürcher Ballett zu führenden Compagnien Europas und schuf als Choreograph ein umfangreiches Œuvre. Seine Goldberg-Variationen entstanden 1993 für seine Düsseldorfer Compagnie. Das Wiener Staatsballett zeigt das Werk in einem eigens für Wien neu entworfenen Bühnen- und Kostümdesign.
Die „Goldberg-Variationen“ bedeuten für mich …
Für mich sind die „Goldberg-Variationen“ ein sehr zentrales Werk der Musikgeschichte und eigentlich für die Ewigkeit geschaffen. Ich hatte ursprünglich auch keinerlei Angst, mich dieser Musik mit meiner Choreografie zu nähern, obwohl ich natürlich trotzdem großen Respekt davor hatte. Ich hatte einerseits zwar schon Bilder im Kopf, habe mich aber andererseits auch darauf einlassen können, was mir die einzelnen Tänzer*innen während des damaligen Kreationsprozesses angeboten haben. Diese Komposition lebt auch davon, dass sie musikalisch am Ende wieder zum Anfang zurückkehrt. Darin liegt eine der großen Stärken. Ich habe Bach in meinem Leben immer als große Inspiration gesehen und versucht, diese wunderbare Musik in eine Bewegungssprache zu übersetzen.
Wie leicht ist Bach zu tanzen?
Viele Choreograf*innen haben sich bereits an Bach versucht, und es gibt wunderbar gelungene Beispiele dafür, wie man seine Kompositionen vertanzen kann. Wichtig ist dabei die Auswahl der Tänzer*innen. Erstklassige Tänzer*innen müssen einerseits über eine hervorragende Technik und ein gutes Gehör für Musik, aber andererseits auch über Strahlkraft verfügen. Bestenfalls merkt man einer/m Tänzer*in in dieser Kombination die feine Technik auf der Bühne gar nicht an. Dieser Dialog zwischen Ausdruck und Technik ist aber dennoch sehr essenziell. Es gibt innerhalb dieses Werkes auch eine Gruppenszene, die ich jeweils neu anpassen muss, damit sie zeitgemäß bleibt. Das ist für mich persönlich immer einer der spannendsten Momente.
Was für ein Projekt möchten Sie unbedingt noch machen?
Ich habe eigentlich alles gemacht, was ich machen wollte, und immer alles, was ich angefangen habe, auch zu Ende gebracht. Heutzutage fehlt es ja oft ein wenig an Plattformen für große Ballette. Deshalb bin ich so froh, dass ich hier beim Wiener Staatsballett diese Choreografie, die international immer noch sehr gefragt ist, erstmals zeigen kann. Es ist ein Werk, das innerhalb meines Schaffenskanons eine wichtige Rolle einnimmt und mir damals auch für weitere Arbeiten Mut gemacht hat. Ich denke, mit diesen Ingredienzien – einer großartigen Musik und einem tollen Ensemble in Kombination mit dieser Choreografie – sollte es auch beim Publikum hoffentlich seine Wirkung nicht verfehlen.