Fünf junge Schauspieler mit Star-Potenzial
Sie überzeugen auf großen Bühnen, beeindrucken im Kino und glänzen im TV: Fünf junge Schauspieler unter 30, von denen wir noch viel hören werden.
Jan Bülow (24, Burgtheater)
Auch wenn er durch die Filmbiografie „Lindenberg! Mach Dein Ding“ so richtig bekannt wurde und als Darsteller der Netflix-Serie „Dogs of Berlin“ ein großes Publikum erreicht hat, die erste Liebe des gebürtigen Berliners gilt der Bühne. „Am Theater finde ich schön, dass man da auch richtig körperlich arbeiten muss. Außerdem fährt man mit der U-Bahn zur Probe und nicht mit dem Taxi. Es gibt nicht jeden Tag ein Catering, das Häppchen serviert. Und ich gehe über den Bühneneingang hinein und nicht über einen roten Teppich“, erläutert er im BÜHNE-Interview.
Jan Bülow wurde unmittelbar nach seinem Diplom an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch ans Schauspielhaus Zürich engagiert, wo er als „Hamlet“ debütierte. Von dort holte ihn Martin Kušej 2019 nach Wien. In seiner ersten Spielzeit am Burgtheater feierte er zwei Premieren: in Thorleifur Örn Arnarssons Inszenierung der „Edda“ und in Wajdi Mouawads Stück „Vögel“, bei dem Itay Tiran Regie führte.
Im Dezember 2020 hätte Jan Bülow als „Richard II.“ in Shakespeares Königsdrama zu sehen sein sollen. Aus bekannten Gründen aufgeschoben. Die Faszination, die William Shakespeare auf den Schauspieler ausübt, muss sich eben später entfalten. „Man hat das Gefühl, dass im Soziotop des königlichen Hofes das Schicksal der Welt entschieden wird. Deswegen ergibt sich daraus auch so ein guter Theaterstoff. Auf das Publikum wirkt es bestenfalls so, dass in diesen vier Wänden die Welt untergeht. Und wenn das Theater zusammenkracht, ist alles vorbei.“
Julian Valerio Rehrl (23, Josefstadt)
Bei seinem Josefstadt-Debüt als Christopherl in Nestroys „Einen Jux will er sich machen“ fiel er positiv auf. Als Nicholas im Drama „Der Sohn“ wurde er in den Kammerspielen bejubelt. Julian Valerio Rehrl, Sohn zweier Schauspieler, 1997 in Spittal an der Drau zur Welt gekommen, begann mit 12 Jahren als Synchronsprecher und spielte vor acht Jahren seine erste TV-Rolle im „Polizeiruf 110“.
Nach dem Studium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, engagierte ihn Herbert Föttinger umgehend für das Theater in der Josefstadt. Schon mit seiner zweiten Arbeit – im Stück „Der Sohn“ des französischen Dramatikers Florian Zeller – gelang dem sportlichen Jungschauspieler der Durchbruch. Julian Valerio Rehrl spielt den 17-jährigen Nicholas, der, in den Ausläufern der Pubertät, in eine schwere Depression verfällt und dadurch das ohnehin fragile Familiengefüge – seine Eltern sind getrennt, der Vater, bei dem er lebt, hat eine neue junge Frau und ein Baby – durcheinanderbringt. „Ich glaube, dass es wichtig ist, so eine Thematik anzusprechen und auf die Bühne zu bringen“, so Julian Valerio Rehrl in einem Ö1-Interview.
Für seine sensible Darstellung bekam der 23-jährige ausnahmslos hervorragende Kritiken. Sobald die Pandemie vorbei ist, darf man sich auf ihn in „Die Stadt der Blinden“ und „Der Weg ins Freie“ – beides Uraufführungen im Theater in der Josefstadt – freuen.
Felix Kammerer (25, Burgtheater)
Mit 15 Jahren stand für ihn fest, dass er Schauspieler werden wollte. Und nicht Opernsänger, wie seine Eltern Angelika Kirchschlager und Hans Peter Kammerer, obwohl auch er selber durchaus musikalisch ist: Klavier, Geige und Cello beherrscht er spielend, Standardtänze lernte der gebürtige Wiener stilecht beim Elmayer. Als Kind und Jugendlicher war Felix Kammerer zudem Leistungsturner, wovon er auch als Schauspieler profitiert. Denn nicht alle können Rollen annehmen, in denen sie als Leichtathleten, Schwimmer, Akrobaten oder Windsurfer überzeugen müssen. Er schon.
Noch während der Ausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, einer Kaderschmiede, die ihren Absolventen beste Erfolgsaussichten beschert, spielte er am Berliner Arbeiter-Theater und am Deutschen Theater Berlin, ehe er an das Maxim-Gorki-Theater wechselte. Seit der Spielzeit 2019/20 ist er festes Ensemblemitglied am Burgtheater, wo er in Friedrich Schillers „Don Karlos“ in der Rolle des Herzogs von Medina-Sidonia sein Debüt gab.
Am Akademietheater konnte man ihn in der Uraufführung von Elfriede Jelineks Stück „Schwarzwasser“, das u.a. die Ibiza-Affäre behandelt, neben Caroline Peters und Martin Wuttke erleben, im Kasino am Schwarzenberg spielte er vor dem Herbst-Lockdown 2020 in Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Nicht den eitlen Herrscher, dessen Prunksucht das Reich in den Ruin treibt, sondern dessen nicht minder modeaffinen Lakai – in hautenger lila Livree.
Niklas Doddo (25, Theater der Jugend)
„Why wait? Laugh now!“ lautet das Lebensmotto des sympathischen jungen Mannes mit dem markanten Lockenkopf und den einprägsamen blauen Augen.
Geboren in der bayrischen Kleinstadt Friedberg, studierte Niklas Doddo an der Filmschauspielschule Berlin und gehört seit 2018 zum Ensemble des Theaters der Jugend. Der passionierte Musiker – er spielt u.a. Klavier, Keyboard, Schlagzeug und Gitarre –, ist auch ein guter Sänger und Beatboxer. Seine favorisierten Musikstile: Indie und Soul. Lieblingslektüre als Kind: Micky Maus.
2019 wurde Niklas Doddo für seine Rolle des Phil in dem Stück „Die Mitte der Welt“ in der Kategorie „Bester Nachwuchs männlich“ für den Nestroy-Preis nominiert. In der aktuellen Spielzeit könnte man ihn in „Der kleine dicke Ritter“ als Ritter Länglich von Länglich sehen. Könnte. Sobald Theater wieder möglich ist, dann auch im Indikativ.
Nick Romeo Reimann (23, Volkstheater)
Auch so können Karrieren beginnen: Mit neun Jahren in zwei Werbespots. Zumindest, wenn diese von Regisseurin Caroline Link gedreht wurden, die für den Film „Nirgendwo in Afrika“ 2003 den Oscar gewann. Den Millennials ewig im Gedächtnis bleiben wird der Münchner für seine Rollen in „Die Wilden Kerle“ und „Vorstadtkrokodile“, die ihn zum Kinderstar machten.
Auf dem Ruhm ausgeruht hat sich Nick Romeo Reimann nicht. Er studierte Schauspiel an der renommierten Otto Falckenberg Schule, spielte während des Studiums an den Münchner Kammerspielen und ist seit der Spielzeit 2020/21 Ensemblemitglied des Volkstheaters. Eigentlich hätte er in Gerhart Hauptmanns Kammerspiel „Einsame Menschen“ sein Debüt geben sollen. Verschoben, wie alles.
Seiner Freude am Engagement in Wien ist aber selbst das nicht abträglich. „Neuer Anfang: immer geil. Neue Stadt: immer geil. Gerade Wien. Wien hat mich bis jetzt immer umarmt. Es hat mir, wie einem Säugling, den man aus dem Muttlerleib zieht, einen Klaps auf den Hintern gegeben, damit ich anfangen kann zu atmen. Weil ich hier am Volkstheater wie in einem Fußballteam arbeiten kann, in dem alle einem den Ball zuspielen“, freut sich Nick Romeo Reimann im BÜHNE-Gespräch. Vier Filme mit ihm sollen heuer noch herauskommen. Wir bleiben gespannt.
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