„Je es un autre“, also „Ich ist ein Anderer“, schrieb der französische Dichter Arthur Rimbaud am 15. Mai 1871 an seinen Freund Paul Demeny. Etwa hundert Jahre später referenzierte der französische Psychoanalytiker Jacques Lacan auf diesen Ausspruch, der mittlerweile zu einem Schlüsselsatz unseres heutigen Denkens über Dialog und Andersheit geworden ist. Auch das Filmprojekt „Geträumte Erinnerungen nie gesehener Zeiten. Eine Reise nach Jean Paul“ des Regisseurs Felix Metzner könnte im Kontext dieses viel zitierten Satzes gesehen werden.

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Der Ur-Ur-Ur-Enkel des 1763 geborenen Schriftstellers Jean Paul fügt in seinem Film Texte aus verschiedenen Werken des Autors zusammen. Anhand eines exemplarischen Menschenlebens befasst er sich fragmentarisch mit der Entstehung des menschlichen Ichs. Dörte Lyssewski, Markus Meyer und Branko Samarovski, allesamt Ensemblemitglieder des Burgtheaters, verleihen den Texten mit ihren Stimmen eine neue Ebene. Sie stehen mit ihren unterschiedlichen Persönlichkeiten für die verschiedenen Facetten des menschlichen Bewusstseins.

Eine phantastische Reise

Für die Gestaltung der visuellen Ebene kramte der Filmemacher in seinen Erinnerungen. So kommen in „Geträumte Erinnerungen nie gesehener Zeiten“ private Filmaufnahmen aus seinem Archiv zum Einsatz, die im Laufe von drei Jahrzehnten entstanden sind. In Kombination mit der Sprache Jean Pauls entsteht so eine phantastische Reise, die einen an Orte führt, die sich auch mit eigenen Erinnerungen gut auskleiden lassen.

Der 1763 geborene Dichter Jean Paul nahm schon immer eine Sonderstellung in der deutschen Literaturgeschichte ein. Seine Werke polarisierten, brachten ihm Verehrung, aber auch Verachtung. Auch sein Verhältnis zu den Weimarer Klassikern Goethe und Schiller war zweigespalten. So sagte Schiller einmal, Jean Paul sei ihm „fremd wie einer, der aus dem Mond gefallen ist“. Sein sprachlicher Erfindungsreichtum ist auch heute noch in unserer Sprache präsent. So entstammen Worte wie "Wetterfrosch", "Schmutzfink" oder "Weltschmerz" seiner Phantasie.

Zur Person: Friedrich Metzner

1983 in Nürnberg geboren, studierte er in Wien Theater-, Film und Medienwissenschaft sowie Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. 2001 begann Felix Metzner erste Kurzfilme zu drehen und arbeitete neben dem Studium als Regieassistent und Kameramann. Ab 2010 sammelte er durch zahlreiche Assistenzen Erfahrung im Bereich der Theaterregie. Unter anderem bei Michael Thalheimer und Matthias Hartmann am Burgtheater, bei William Friedkin am Theater an der Wien sowie am Schauspielhaus und dem Theater der Jugend in Wien. 

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