ImPulsTanz 2023: Drei Jubiläen, ein Haufen Klassiker und viel Neues
Von 6. Juni bis 6. August verwandelt ImPulsTanz ganz Wien wieder in eine bunte und vibrierende Tanzfläche. Insgesamt 68 Produktionen werden im Rahmen der 40. Ausgabe des Festivals gezeigt.
Mit insgesamt 68 Produktionen, zehn davon Uraufführungen („vielleicht auch elf“, wie ImPulsTanz-Chef Karl Regensburger bei der Pressekonferenz im Kasino mit schelmischem Lächeln hinzufügt), 39 davon Österreichische Erstaufführungen, feiert das ImPulsTanz-Festival seinen 40. Geburtstag. Außerdem wird es insgesamt 218 Workshops geben. „Es gibt heuer sehr viel und daher sehr viel, auf das ich mich freue“, bringt es Regensburger auf den Punkt.
Eröffnet wird das Festival am 6. Juli mit einer großen Feier, die im Haupthof des MQ stattfindet und bei der die kanadische Sängerin Peaches eine garantiert spektakuläre Performance abliefern wird. Die erste Tanzproduktion, „Relative Calm“, eine Zusammenarbeit von Robert Wilson und Lucinda Childs, ist am Tag darauf im Volkstheater zu sehen. Wilson und Childs gelten seit „Einstein on the Beach“, uraufgeführt 1976, als künstlerisches Traumpaar. Das Stück bietet postmodernen Tanz par excellence.
Alle Stücke Shakespeares
Am 8. Juli geht es mit einem Jubiläum innerhalb des Jubiläums weiter. Die Arbeit „more than naked“ der österreichischen Choreografin Doris Uhlich wird zehn Jahre alt und 2023 – diesmal in der Halle G – erneut gezeigt. Die Arbeit entstand aus einem Workshop heraus, der 2011 zum ersten Mal stattfand. „Damals mit ingesamt 9 Teilnehmer*innen in einem Keller im Arsenal“, wie Uhlich lachend erzählt. Im Jahr darauf war der Workshop bereits ausgebucht, 2013 kam es zur Uraufführung.
Jan Lauwers ist auch heuer wieder in Wien zu Gast und zeigt mit seiner Needcompany gleich zwei Arbeiten – die Uraufführung „Billy's Joy“ und die Österreichische Erstaufführung „Billy's Violence“. Beide Stücke spielen sich im Shakespeare-Universum ab, erzählt Lauwers im Rahmen der Pressekonferenz. Sie seien aus einer „Shakespeare-Obesession“ heraus entstanden und beleuchten sowohl alle Tragödien („Billy's Violence“) des britischen Dramatikers als auch sämtliche Komödien („Billy's Joy“).
Suche nach Freiheit und Glück
Mit einem neuen Werk namens „M“ ist auch Marie Chouinard wieder mit einer Arbeit in Wien zu sehen, Meg Stuart führt in „All the Way Around“ durch den Gedächtnispalast ihres Körpers und Anne Teresa de Keersmaeker zeigt „Four Movements to the Music of Steve Reich“.
Trajal Harrell, seit 2019 Hausregisseur am Schauspielhaus Zürich, ist mit drei Arbeiten bei ImPulsTanz zu Gast. Neben seinen beiden Klassikern „Maggie the Cat“ und „The Köln Concert“ zeigt Harrell auch seine neue Arbeit „Monkey off My Back or the Cat's Meow“, in der er sich mit der „fortdauernden Suche der Menschen nach Freiheit und Glück“ auf Basis der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung beschäftigt.
Kooperationen und „[8:tension]“
Auch in diesem Jahr kooperiert ImPulsTanz wieder mit Wiener Museen, darunter das mumok, das, so Direktorin Karola Kraus, „nicht als bloße Kulisse für zeitgenössischen Tanz fungiert, sondern als Reflexionsort und Resonanzkörper“. „Blackness, White, ans Light“, die Schau des amerikanischen Künstlers Adam Pendleton, dient als thematischer Ausgangspunkt der Zusammenarbeit. Über ein ganz besonderes Geschenk zur bereits zehnjährigen Zusammenarbeit des mumok mit ImPulsTanz darf sich Karola Kraus außerdem freuen: Ivo Dimchev zeigt mit „The Selfie Concert“ einen ImPulsTanz-Klassiker.
Insgesamt neun Produktionen sind im Rahmen der Nachwuchschoreografie-Schiene „[8:tension]“ zu erleben, die Arbeiten kommen u.a. aus Australien, Dänemark, Griechenland und Ungarn. Der „Young Choreographers' Award“ wird am 5. August im Volkstheater in der Roten Bar verliehen. Mit dabei sind unter anderem Olivia Axel Scheucher und Nick Romeo Reimann, die ihre bereits in der Dunkelkammer des Volkstheaters gezeigte Arbeit „Fugue Four : Response“ nun auch im Rahmen von „[8:tension]“ präsentieren werden.
Zur Person: Karl Regensburger
Anfang der 1980er Jahre begann Karl Regensburger beim damaligen Tanzforum Wien zu arbeiten. Nach einer zufälligen Begegnung mit dem brasilianischen Tänzer Ismael Ivo holte er diesen als Gastlehrer nach Wien. Gemeinsam gründeten sie 1984 die Internationalen Tanzwochen Wien, die damals rund 20 Workshops umfassten. 1988 wurde die Veranstaltung in „ImPulsTanz-Festival“ umbenannt. Das Festival gilt als eines der wichtigsten Festivals für zeitgenössischen Tanz weltweit. Für ihre Verdienste erhielten Karl Regensburger und Ismael Ivo 2006 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.