Letzte Chance: Diese Stücke sind Ende Mai und im Juni zum letzten Mal zu sehen
Die aktuelle Spielzeit neigt sich dem Ende zu. Welche Inszenierungen Ende Mai und im finalen Theatermonat Juni zum letzten Mal gezeigt werden, haben wir hier zusammengefasst.
Burgtheater
2. Juni – Der Henker (Akademietheater)
In „Der Henker“, einem Einakter der Autorin Maria Lazar, wird man Zeuge der letzten Stunden eines zum Tode verurteilten Mörders, der seinen Henker kennenlernen möchte und diesen zwingt, den Akt der Hinrichtung nicht als professionelle Pflichterfüllung, sondern aus tiefster persönlicher Überzeugung zu vollziehen. In der Todeszelle werden moralische Standpunkte und Haltungen dekliniert. Der Mörder wird zum Herausforderer des Henkers in einer ethischen Debatte, die kompromisslos – und doch überraschend – bis zu Ende geführt wird.
3. Juni – Stadt der Affen (Kasino)
Die Theaterwelten, die die belgische Regisseurin Lies Pauwels mit Schauspieler*innen und Gruppen von nicht-professionellen Darsteller*innen auf die Bühne bringt, sind etwas Einzigartiges in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Für das Burgtheater entwickelte Lies Pauwels erstmals in Österreich einen Theaterabend mit gehörlosen Jugendlichen und junge Erwachsene aus Wien gemeinsam mit Schauspieler*innen des Ensembles. Das Stück entstand dabei unmittelbar aus dem in Improvisationen entwickelten Material aller Darsteller*innen im Probenprozess
9. Juni – Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen (Vestibül)
Eine Frau bilanziert ihr bisheriges Leben: früher Mitglied einer knallharten Mädchengang, heute friedliches Urban Knitting, früher unbeholfenes Knutschen mit Jungs, heute Gender-Fragen und die Projekte „Sex“ und „Liebe“ mit Männern oder Frauen, früher hochfliegende Ideale, heute Pragmatismus. Als „wildes Schelmenstück über das Lebensgefühl der Zentrifuge der Wohlstandsgesellschaft“ wurde Sibylle Bergs Theaterstück schon bezeichnet.
14. Juni – (Ob)sessions (Kasino)
Die israelische Choreografin und Regisseurin Saar Magal generiert in „(Ob)sessions“ Bilder, Erzählungen, Bewegungen, Töne und Empfindungen, die den Zuschauer*innen erlauben, sich denkend und fühlend an die Ränder dessen zu tasten, was wir als das Maß des sterblichen Menschen verstehen. Die Untersuchung verschiedener Rituale, Mythen und Religionen erzeugt neue Formen der Wahrnehmung, der Unangepasstheit und der Hingabe. Dabei werden unsere Vorstellungen von Sünde, Sexualität, Rache, Lust und Macht befragt – wie auch jene von unserer Obsession für Jugend und unserer Angst vor dem Altern.
17. Juni – Das Leben ein Traum (Burgtheater)
Sigismunds Isolation ist beendet. Sein Vater Basilius, der polnische König, hatte früh eine Gefahr in seinem Sohn erkannt, bei dessen Geburt die Sterne schlecht standen und an der seine Mutter starb. Daher hielt er den Prinzen dem Leben und der Macht fern. Als Sigismund endlich aus seiner Gefangenschaft entlassen wird, kann er schon bald nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden.
27. Juni – Nur ein Tag (Vestibül)
Das Leben von Fuchs und Wildschwein verläuft friedvoll und gemütlich: Essen suchen, Essen essen, Essen verdauen und dann ein Nickerchen. Bis auf jenen einen, besonderen Tag – dem Tag, an dem die Eintagsfliegen am nahen See schlüpfen. Solch kurzlebige Bekanntschaften bringen nur Kummer, doch noch bevor es den beiden gelingt, sich aus dem Staub zu machen, hat die frischentpuppte und überaus bezaubernde Eintagsfliege sie schon entdeckt und fragt sie rundheraus nach dem Grund für ihre traurigen Gesichter.
Theater in der Josefstadt
12. Juni – Medea
Mit dem Schicksal Medeas erzählt Franz Grillparzer die große Tragödie des Lebens. Medea wird als Mensch nicht anerkannt, sie ist und bleibt das Fremde, dem keine Chance auf Anerkennung zuteil wird. Grillparzer schildert das Schicksal einer Frau, die vor den Scherben ihrer Existenz steht, deren Verzweiflung sich in einen tödlichen
Vernichtungswahn wandelt, unumkehrbar, unverzeihlich, unabwendbar.
16. Juni – Das Konzert
Das Konzert ist gar kein Konzert! Vielmehr dient es dem Pianisten Gustav Heink seit Jahren als Täuschungsmanöver, wann immer er in einer Berghütte das Wochenende mit einer Geliebten verbringen will. Die Liebesworte, die der Virtuose den wechselnden Damen ins Ohr flüstert, sind so eingespielt wie das Verhalten seiner duldsamen Ehefrau. Alles ändert sich an einem Tag im Frühling, als eine Schülerin des Meisters herausfindet, was wirklich hinter dem Konzert steckt.
21. Juni – Geheimnis einer Unbekannten
Oscarpreisträger Christopher Hampton, der zuletzt den Filmklassiker „All About Eve“ erfolgreich für die Kammerspiele der Josefstadt adaptierte, widmet sich in seiner nächsten Theaterarbeit Stefan Zweig und dessen Erzählung „Brief einer Unbekannten“. „Geheimnis einer Unbekannten“ ist seine zweite Regiearbeit im Theater in der Josefstadt.
28. Juni – Rechnitz (Der Würgengel)
In der Nacht zum Palmsonntag 1945 – kurz vor dem Einmarsch der Roten Armee – fand auf dem Schloss der Gräfin Margit Batthyány im burgenländischen Rechnitz ein Gefolgschaftsfest der lokalen NS-Prominenz statt. Zeitgleich wurden 180 jüdische Zwangsarbeiter in der Nähe des Schlosses erschossen – angeblich unter Beteiligung der Festgäste. Bis heute konnten die Ereignisse dieser Nacht nicht vollständig geklärt werden. Elfriede Jelinek setzt mit ihrem Stück „Rechnitz (Der Würgeengel)“ dem kollektiven Verschweigen und Verdrängen einen sprachgewaltigen und eindringlichen Text entgegen.
Volkstheater
29. Mai – Karoline und Kasimir
Wien, 2022. Eine kleine Truppe von Schauspieler*innen, begleitet und dokumentiert von einem Filmteam, probt und spielt dann am Volkstheater Ödön von Horváths Stück „Kasimir und Karoline“. Man* recherchiert dazu im Nachlass des Dichters und findet unter anderem ein autobiographisches Romanfragment mit dem Titel „Adieu, Europa“! Im Volkstheater-Debüt des US-amerikanischen Nature Theater of Oklahoma (Kelly Copper und Pavol Liška) stellt sich einmal mehr die Frage: Wieviel müssen Kunst und Kultur riskieren, um eine kritische Öffentlichkeit zu erreichen, wenn nicht gar zu kreieren?
31. Mai – Der Fall Julia K.
Im Jahr 2006 verschwindet die 16-jährige Julia K. spurlos. Erst fünf Jahre später wird ihr Skelett im Erdkeller des Videothekbesitzers Michael K. gefunden. Dieser wird daraufhin nach einem siebentägigen, medial breit diskutierten Prozess von einem Geschworenengericht wegen Mordes verurteilt. Doch wie kam dieses Urteil trotz nicht feststellbarer Todesursache zustande? Wie liefen die Ermittlungen und der Prozess ab? Das Institut für Medien, Politik und Theater begibt sich auf eine Spurensuche in die Tiefen der niederösterreichischen Weinkeller, durchstöbert die Archive der Nullerjahre und wühlt sich durch unzählige Indizien.