Inhalt

Nie war es so schwierig, diese erste Passage unserer "Ein Stück in einer Minute"-Reihe zu füllen. Denn "Warten auf Godot" zeichnet sich ja eben dadurch aus, dass es keinen Inhalt hat. Man lernt zwei Männer kennen, Wladimir und Estragon. Sie sind in ihrem beruflichen und sozialen Stand nicht erkennbar, auch ihr Alter ist unbestimmt. Möglicherweise sind sie Vagabunden. Sie sitzen auf der Landstraße und warten auf Godot. Man erfährt nicht, wer Godot ist und warum sie ihn treffen wollen. Am Schluss jedes Aktes - es gibt zwei - erscheint ein Bote, der ihnen mitteilt, Godot käme heute leider nicht. Doch für den nächsten Tag werde seine Ankunft erwartet. Estragon ist derjenige, der an dem sinnlosen Nichtstun auch teilweise zweifelt und die Sache abbrechen möchte.

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Außer Wladimir und Estragon treten noch Herr Pozzo und sein Diener Lucky an, letzterer wird von ersterem als "Schwein" angesprochen, an einem Strick um den Hals geführt und als Packesel benutzt. Im zweiten Akt erscheinen Pozzo als Blinder und Lucky als Stummer. Estragon, auch Gogo genannt, wird als egoistisch, selbstgefällig, von Alpträumen geplagt und rationalistisch beschrieben, Wladimir, auch als Didi bezeichnet, als hilfsbereit, mitleidig, impulsiv und sangesfreudig. Das Einzige, was den beiden Männern Halt gibt, ist das Wissen, dass man auf Godot warten müsse.

Werkgeschichte

Die Parabel ohne Handlung wurde von Samuel Beckett verfasst. Er begann 1948 zu schreiben, im Jahr danach stellte das Werk fertig, 1952 wurde es publiziert. Ob er in seinem Stück, das zum Inbegriff des absurden Theaters wurde, mit Godot eine höhere Macht meint, ob dieser Gott oder der Tod sein soll, ob es Beckett um den Stillstand der Zeit geht, um die Hoffnung auf Rettung oder um die schreckliche Gewissheit einer sinnlosen Situation - wer weiß?

Aufführungsgeschichte

Lange suchte Beckett nach einer Möglichkeit, sein Stück uraufzuführen. Schließlich fand er am 5. Jänner 1953 am Theatre de Babylone in Paris eine solche. Die erste Inszenierung im deutschsprachigen Raum fand am 8. September 1953 im Schlosspark Theater in Berlin statt. Becketts Weltruhm basiert auf "Warten auf Godot."

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Prominente Namen

Samuel Beckett stammt aus Dublin, wo er am 13. April 1906 geboren wurde. Schon früh zog er nach Paris. 1969 erhielt er den Literaturnobelpreis. Er schrieb Romane, Dramen, Essays und Gedichte. Unter seinen Theaterstücken sind auch "Endspiel" und "Das letzte Band". Beckett starb am 22. Dezember 1989 in Paris.