Claudius von Stolzmann und Julian Valerio Rehrl über „Was ihr wollt“
Die Protagonisten von „Was ihr wollt“ aus dem Ensemble des Theaters in der Josefstadt haben uns erzählt, was sie eigentlich wollen – im Leben, in der Liebe und im Theater.
Claudius von Stolzmann
Wie wird das Stück „Was ihr wollt“?
Wir werden uns in einem ganz traditionellen Shakespeare-Milieu bewegen und darin die Gegenwart suchen.
Würden Sie uns Ihre Rolle beschreiben?
Meine Rolle ist die des verzweifelnd Liebenden, eine Rolle mit der sich jeder identifizieren kann. Die grandiosen Einfälle, die man entwickelt, um einen anderen Menschen mit seiner Liebe zu entflammen, spielen eine große Rolle. Ich freue mich sehr, diese Figur im Spiel mit den anderen zu erkunden.
Ist es die richtige Zeit Komödien zu spielen?
Ja. Ich merke an mir selbst, welch große Lust ich habe, zum Lachen gebracht zu werden oder Menschen zum Lachen zu bringen. Es ist eine große Erleichterung, die fast akustisch spürbar ist. Es ist schön, wenn man endlich lachen und loslassen darf.
Wie geht man an Shakespeares Texte heran?
Die Texte sind vielleicht nicht einfach zu lernen und der Witz entsteht meistens erst in der Probe. Erst meine Fantasie und die der anderen machen etwas lustig. Oftmals entsteht Humor ja zwischen den Textzeilen und das kann man nicht lesen – das kann man nur herausfinden. Die Frivolität, die Shakespeare hat, ist wunderbar.
Warum ist das Stück gerade jetzt so wichtig?
Weil Themen, in denen es um Liebe geht, immer wichtig sind. Mehr gibt es nicht zu sagen. Es ist der einzige Grund, warum sich die Welt dreht.
Ist es wichtig, wen man liebt?
Nein. Jeder hat seine Präferenzen und jeder sollte lieben, wen immer er oder sie möchte.
Es gibt die Theorie, dass Vorurteile durch Komödien leichter aufgelöst werden als durch Dramen.
Man kann durch Komödien Menschen leichter abholen. Sobald man über etwas lachen kann, ist es schon entschärft und nicht mehr gefährlich. Man erkennt: Das stört mich gar nicht mehr.
Julian Valerio Rehrl
Was ist für Sie ein Mann?
Grundsätzlich ist ein Mann jemand, der sich so definiert. Ein Mann ist jemand, der in vielen Bereichen mehr darf. Viele Dinge sind für Männer noch immer leichter zu erreichen. Frauen sind meistens benachteiligt und müssen immer noch um Gleichberechtigung kämpfen. Für mich ist es so, dass Frauen Männern in jeglicher Hinsicht überlegen sind, wenn sie es lassen können, wie Männer agieren zu wollen. Wenn sie nicht versuchen so zu sein, wie wir uns die Welt schön gemacht haben. Wenn sie nicht versuchen, die gleichen blöden Fehler zu machen, die wir gemacht haben oder unsere männlichen Vorfahren.
Was wollen Sie?
Ich möchte gerne Leute mit meinem Leben berühren. Wenn mir das mit ein paar Menschen gelingt, dann kann ich am Ende meines Lebens glücklich zurückblicken.
Sie sind der Jüngste in der Runde. Spielen für Ihre Generation Geschlechterrollen noch eine Rolle?
Wenn mich jemand fragt, definiere ich mich als heterosexueller Mann. Aber ich finde es nicht wichtig. Denn viel wichtiger ist, dass wir alle Menschen sind. Wenn ich jemanden liebe, dann liebe ich jemanden. Es sollte jeder für sich entscheiden, wen er lieben möchte.
Gibt es in Ihrer Generation noch Benachteiligung oder hat sich da etwas gebessert?
Gerade am Theater merkt man schon noch eine Ungleichbehandlung. Die besseren Rollen sind einfach für Männer geschrieben. Darum finde ich die Verdrehung in diesem Stück so wunderbar.
Wie schwierig ist es, bei so einem Stück nicht zu schmieren?
Es sind so wunderbare Texte, wenn man die wahrhaftig spielt, dann ist die Gefahr nicht da.
Was fasziniert Sie so an Shakespeare?
Dass sich die Probleme auch nach hunderten von Jahren nicht geändert haben.