Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist
Seine Inspiration für das Lustspiel entnahm Kleist einer Szene auf einem Kupferstich. Wie er sie interpretiert hat und welche Geschichte daraus entstanden ist, lesen Sie hier in dieser Zusammenfassung.
Inhalt
Der Dorfrichter Adam hält einen Prozess ab, es geht dabei um die sexuelle Belästigung der Tochter einer Dorfbewohnerin und das Zerbrechen eines Kruges bei Flucht des Täters. Angeklagt wird vor allem der Verlobte der Tochter, Ruprecht. Schon bald wird deutlich, dass der Richter selbst schuldig ist und alles versucht, um eine falsche Spur zu legen.
Der Gerichtsrat Walter, der an diesem Tag Aufsicht hält, bemerkt das merkwürdige Verhalten des Richters, immer mehr Indizien kommen zusammen, bis Eve schließlich selbst zugibt, dass der Richter Adam der Täter ist. Der läuft am Ende weg und Eve kann mit ihrem Ruprecht zusammen sein. Zuvor erfahren die beiden noch, dass Adam einen Einberufungsbefehl nach Ostindien an Ruprecht gefälscht hat, er kann nun im Land und bei Eve bleiben.
Werkgeschichte
1802 bekam Kleist in der Schweiz die Inspiration zu seinem Lustspiel duch einen Kupferstich, auf dem ein Richter und vor ihm eine Frau mit einem zerbrochenen Kurg zu sehen sind. Auch ein Bauernbursche, ein Mädchen und ein Gerichtsschreiber sind darauf zu finden.
1808 ließ er ein Fragment in der Zeitschrift Phöbus drucken. Nachdem die Uraufführung ein Misserfolg war, woran auch Goethes Bearbeitung des Einakters zu einem Dreiakter beigetragen hat. Ein Jahrzehnt später erst feierte das Lustspiel Erfolge. Die vollständige Druckversion erschien in Kleists Todesjahr 1811.
Aufführungsgeschichte
Die misslungene Uraufführung erfolgte 1802 am Weimarer Hoftheater. Eine Bearbeitung H.C. Artmanns wurde 2021 im Theater Scala in Wien aufgeführt. Auch im Neuen Theater Döbling war das Stück 2021 zu sehen. Ebenfalls 2021 feierte es im Deutschen Theater Berlin Premiere.
Neben unzähligen Hörspielen und drei Opernadaptionen gibt es auch einige Verfilmungen des Stoffs, beispielsweise 1937 von Gustav Ucicky oder 1969 von Günter Reisch unter dem Titel „Jungfer, Sie gefällt mir“. 2023 kommt Kleists Stück als Gastspiel des Deutschen Theater Berlins bei den Bregenzer Festspielen auf die Bühne.