Am 1. Juni stellten Marie Bues, Martina Grohmann, Tobias Herzberg und Mazlum Nergiz, das neue vierköpfige Leitungsteam des Schauspielhauses in der Porzellangasse, ihr Programm für die Spielzeit 2023/24 vor. Das Quartett kennt sich aus vorangegangenen Arbeitsverhältnissen und möchte fortan alle Entscheidungen rund um das Schauspielhaus gemeinschaftlich treffen. Eröffnet wird die Spielzeit 3. November mit der österreichischen Erstaufführung von Sivan Ben Yishais „Bühnenbeschimpfung“, inszeniert von Marie Bues, Tobias Herzberg und Niko Elefthe­riadis.

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Tummelplatz und Labor

„Ein Tummelplatz der Stadtgesellschaft, der vielfältigen Geschichten eine Bühne bietet“ möchte das Schauspielhaus Wien auch weiterhin sein. Gegründet sei dieses Vorhaben unter anderem auf einem großen Interesse am Partikularen (am Spezifischen und Besonderen), um aufzuzeigen, dass Unterschieden etwas Verbindendes innewohnt. Man möchte also Geschichten erzählen, die den Blick auf Details legen, erklärt Mazlum Nergiz im Rahmen Spielplanpräsentation.

Zudem möchte sich die vierköpfige Leitung an George Taboris Idee des Theaterlabors orientieren. Für das Schauspielhaus unter der Leitung von Bues, Grohmann, Herzberg und Nergiz bedeutet das: „Viele verschiedene Versuche machen, permanent unwissend sein, künstlerisches Handeln hinterfragen und weiter entwickeln, scheinbar Festes verflüssigen, viele Perspektiven einbinden, einsehen, zuhören, hinschauen. Und, wie bei Tabori, Selbsterforschung.“

Schauspielhaus neue Leitung
Ein Haus, das sich dem Partikularen widmet und sich als Labor versteht, soll das Schauspielhaus in Zukunft sein.

Foto: Julian Lee Harather

Sieben Premieren

Insgesamt hat sich das neue Leitungsteam für die Spielzeit 2023/24 sieben Produktionen vorgenommen. Die zweite Premiere, das Stück „Die vielen Stimmen meines Bruders“ von Magdalena Schrefel, wird bereits am 1. September beim Kunstfest Weimar uraufgeführt, bevor es ab November am Kosmos Theater und am Schauspielhaus in Wien gezeigt wird. Sich international zu vernetzen und gleichzeitig eng mit der Nachbarschaft und der Stadtgesellschaft als solcher zusammenzuarbeiten, sei ein weiterer wichtiger Wunsch des vierköpfigen Teams. Neben den Inszenierungen beginnt das Schauspielhaus ab September auch mit der Arbeit im neu gegründeten Offenen^Haus. Künstlerische Teilhabe und Vermittlung sollen damit fest im Programm des Schauspielhaus verankert werden. Eine erste Nachbarschaftskonferenz ist im Oktober geplant.

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Zu den weiteren Premieren gehört Enis Macis „Wunder“, das als spanisch-österreichische Koproduktion zur Aufführung kommt. Von Co-Leiter Nergiz selbst stammt das Drama „1000 Eyes“, das sich mit der westlichen Romantisierung des kurdischen Widerstands beschäftigt. Die Uraufführung am 13. Jänner inszeniert Sahar Rahimi. Sein Debüt als Dramatiker gibt Ex-Schauspielhaus-Ensemblemitglied Steffen Link mit dem Stück „Der Verein“, das von der der österreichischen Ernst-Busch-Absolventin Theresa Thomasberger inszeniert wird. Anna Gschnitzer arbeitet gerade an einem Auftragswerk mit dem Arbeitstitel „Ca­pri“, das als vorletzte Premiere der Spielzeit zur Uraufführung kommen soll.

Zusammenarbeit mit der MUK

In der kommenden Saison wird das Schauspielhaus auch mit der MUK kooperieren. Die erste Koproduktion mit dem Titel „Im Glashäusl“ basiert auf Texten von Amir Gudarzi, Thomas Köck / Gerhild Steinbuch, Lisa Wentz und Robert Woelfl. Außerdem soll das Hans Gratzer-Stipendium weitergeführt werden. In intimen Solo-Abenden wird sich das neue zehnköpfige Ensemble, bestehend aus Tala Al-Deen, Iris Becher, Tina Keserović, Florentine Krafft, Kaspar Locher, Sophia Löffler, Nacy Mensah-Offei, Sissi Reich, Ursula Reiter und Maximilian Thienen, dem Publikum genauer vorstellen.