Die Csárdásfürstin von Emmerich Kálmán
In dem bedeutenden Beitrag zur silbernen Operettenära jagt ein Ohrwurm den anderen - und Standesdünkel werden nach langen Wirren überwunden. Eine Zusammenfassung.
Inhalt
Der Adelige Edwin Lippert-Weilersheim ist unstandesgemäß in die Chansonette Sylva Varescu verliebt. Dabei soll er doch die Komtesse Stasi heiraten. Er möchte Sylva daran hindern, eine Amerika-Tournee anzutreten und verspricht ihr kurzerhand, sie binnen acht Wochen zu heiraten - was er auch von einem Notar vertraglich festhalten lässt. Während Edwin von einem Einberufungsbefehl aus der Feierlaune gerissen wird, ist Sylva überglücklich und sagt ihre Reise ab. Doch da zeigt ihr Graf Boni die Verlobungsanzeige, die beweist, dass Edwin bereits Stasi versprochen ist.
Auf der Verlobungsfeier taucht Sylva mit Boni auf und gibt an, seine Frau zu sein. Die Liebe zwischen Edwin und ihr flammt wieder auf, Edwin schlägt vor, sie könne sich doch von Boni scheiden lassen. Denn als geschiedene Gräfin wäre sie nun standesgemäß für ihn. Doch Sylva will von derartiger Verstellung nichts wissen. Sie gibt sich als „Csárdásfürstin“ vom Varieté zu erkennen und zerreißt den von Edwin aufgesetzten Ehevertrag.
Während man immer mehr spürt, dass der Erste Weltkrieg begonnen hat – und manche gerade deshalb in Feierlaune sind (denn „Man weiß nicht, wie lange der Globus sich dreht, ob es morgen nicht schon zu spät“, wird gesungen) – will Sylva von Edwin nichts mehr wissen. Um sie umzustimmen, hat er sich vom Militäreinsatz entfernt, weshalb ihm die Eltern ins Gewissen reden wollen. Bei dieser Gelegenheit erkennt Feri, ein weiterer Bonvivant, in Edwins Mutter seine große Liebe von einst, die ebenfalls eine „Brettl-Diva“ war. So muss Edwins Vater erkennen, dass er seinem Sohn die Verbindung mit Sylva nicht mehr verbieten kann. Die Liebe hat gesiegt: „Mag die ganze Welt versinken, hab ich dich.“
Werkgeschichte
Bereits 1914 begannen Textdichter Leo Stein und Béla Jenbach sowie Komponist Emmerich Kálmàn mit den Arbeiten an der Operette. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrachen sie ihr kreatives Schaffen vorübergehend, im Sommer 1915 setzten sie es fort. Ursprünglich war als Titel „Es lebe die Liebe“ vorgesehen. Jedoch kam kurz zuvor die Operette „Rund um die Liebe“ von Oscar Straus heraus, weshalb man für die bittersüße Liebesgeschichte am Rande der Kriegskatastrophe auf „Die Csárdásfürstin“ umschwenkte.
Aufführungsgeschichte
Am 17.11.1915 erlebte das Werk seine fulminante Uraufführung im Johann-Strauß-Theater in Wien. Bis 1917 gab es 533 weitere Aufführungen. „Die Csárdásfürstin“ gilt als erfolgreichste Operette Kálmáns. Auch ins Ohr gehende Lieder wie „Die Mädis vom Chantant“, „Machen wir’s den Schwalben nach“, „Jaj, mamam, Bruderherz“ und „Ganz ohne Weiber geht die Chose nicht“ machen das Werk zum bedeutenden Beitrag zur silbernen Operettenära.
Prominente Interpreten
Es gibt zahlreiche Verfilmungen der Operette, bereits 1927 eine mit Liane Haid und 1934 eine mit Martha Eggert. 1951 verkörperten Marika Rökk und Johannes Heesters die Hauptrollen in einer Filmfassung, 1971 Anna Moffo, René Kollo und Dagmar Koller.
Aufsehen erregte Peter Konwitschnys Inszenierung an der Semperoper Dresden 1999, in der er den zweiten und dritten Akt in den Schützengraben verlegte und so die Verbindung zum Ersten Weltkrieg betonte.
An der Volksoper kam 2018 mit Peter Lunds Inszenierung bereits die dritte Neuproduktion des Stückes am Haus heraus. Es sangen Elissa Huber, Lucian Krasznec, Sigrid Hauser, Robert Meyer und Juliette Khalil.