Manon von Jules Massenet
Ein Leben in Luxus wünscht sich die junge Manon – und genau das wird ihr zum Verhängnis. Das Buch eines Abbé wurde zum Vorbild für mehrere Opern.
Inhalt
Die junge Manon ist auf dem Weg ins Kloster. Doch da ihr Cousin Lescaut, der sie dorthin bringen soll, lieber Karten spielt als sie zu beaufsichtigen, wird sie von Männern angesprochen. Erst von Morfontaine und Bretigny, später vom Chevalier Des Grieux. In Letztgenannten verliebt sie sich auf den ersten Blick. Die beiden fliehen nach Paris. Dort leben sie glücklich, aber arm. Sie bitten den Grafen Des Grieux, den Vater des Chevalier, um Zustimmung zur Hochzeit. Das beruhigt das erhitzte Gemüt von Lescaut, der um seine Familienehre fürchtet. Doch Bretigny kommt ebenfalls, er bietet Manon ein Leben in Glanz und Reichtum, wenn sie ihren Geliebten wegholen lässt. Sie willigt ein.
Luxuriös lebt sie in Paris an der Seite eines wohlhabenden Mannes, Bretigny. Aber als sie hört, dass Des Grieux sich zum Priester weihen lassen will, kann sie nicht glauben, dass er sie vergessen hat. Sie reist zu ihm und kann ihn umstimmen. Wieder leben die beiden in Saus und Braus. Als das Geld fehlt, überredet Manon Des Grieux zum Glücksspiel. Dabei werden sie wegen Betrugs verhaftet. Des Grieux kommt frei, doch Manon, die im Gefängnis tödlich erkrankt ist, stirbt in seinen Armen, als sie ihn gerade um Vergebung bittet.
Werkgeschichte
Der Oper liegt das Werk „Histoire du Chevalier Des Grieux et de Manon Lescaut“ von 1731 des Abbé Prévost zugrunde, der darin viele autobiografische Züge aufnahm – auch er lebte mit einer Edelkurtisane weit über die Verhältnisse und wurde wegen Betrug ins Gefängnis gesteckt. Er veröffentlichte es als Teil seiner „Memoires et aventures d’un homme de qualité“. Bereits 1881 hatte Jules Massenet begonnen, sich mit dem Stoff zu beschäftigen. Das Libretto schrieben Henri Meilhac und Philippe Gille, die sich eng an das Original hielten, aber den Schluss änderten. Manon stirbt in der Oper nicht in Amerika, sondern auf dem Weg nach Le Havre.
Aufführungsgeschichte
Bei der Uraufführung am 19. Januar 1884 in Paris wurde Massenet einerseits „Wagnerismus“ vorgeworfen, andererseits feierte er den wahrscheinlich größten Erfolg seiner Karriere. Nach der gleichen Vorlage schufen auch Daniel-Francois-Esprit Auber und Giacomo Puccini ihre Opern „Manon Lescaut“. Vorübergehend verdrängte Puccinis Version Massenets. Heute haben sich beide in den Spielplänen etabliert und „Manon“ gilt als eine der meistgespielten französischen Opern.
Prominente Interpreten
Anna Netrebko sang die Titelpartie von „Manon“ 2007 an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, was auf DVD festgehalten wurde. Daniel Barenboim dirigierte. Rolando Villazón war ihr Des Grieux.
Beide sangen diese Rollen auch an der Wiener Staatsoper in der Inszenierung von Andrei Servan, Netrebko mit Roberto Alagna und später Massimo Giordano ab 2007, Villazón mit Norah Amsellem ab 2008. Später waren hier auch Jonas Kaufmann, Ramon Vargas, Juan Diego Florez als Des Grieux und Diana Damrau, Patricia Petibon, Marlis Petersen und Nino Machaidze als Manon zu sehen. Zuletzt verkörperten Ailyn Pérez und Jean-Francois Borras das Liebespaar. Eine DVD aus der Wiener Staatsoper gibt es mit Editha Gruberova in der Titelpartie in der Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle.