An dieser Produktion ist alles groß: Über 3.000 Bewerber wurden ge­castet. 20 Millionen Euro hat es gekostet, den Theatersaal in die Fünfzigerjahre-Kon­struktion der Halle am Großmarkt hin­einzubauen – unter Berücksichtigung aller Denkmalschutzauflagen. Weitere 17 Millionen, um die Pro­­duk­tion zu stemmen, und noch einmal 5 Millionen für das Marketing. 

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Eine Investition, die sich für die Ambassador Theatre Group auch in Hamburg zu lohnen scheint: Denn „Harry Potter und das verwunschene Kind“ ist das erfolgreichste Theaterstück der Welt. Joanne K. Rowling hat es nach Abschluss ihrer siebenteiligen Romanreihe doch noch verfasst, nachdem die Londoner West-End-Produzentin Sonia Friedman ihr einen schlüssigen Plot vorgelegt hatte: die Fortsetzung des Megasellers als Vater-­Sohn-Konflikt – der erwachsene Harry auf der einen, sein rebellierender Zweitgeborener Albus auf der anderen Seite.

Überall ausverkauft

Das Stück – eigentlich zwei Stücke mit einer Gesamtdauer von fünfeinhalb Stunden – eröffnete im Juli 2016 mit hymnischen Kritiken und gewann die Rekordzahl von neun Olivier Awards. Am Palace Theatre in London als auch in New York und Melbourne war es an jedem einzelnen Tag ausverkauft. Sogar in Deutschland schien alles zu laufen: 300.000 Tickets (ab 49 Euro) waren binnen weniger Wochen weg. Die ersten Probevorstellungen ließen Kritiker und Fans jubeln. 

„Harry Potter und das verwunschene Kind“. Ein erstes Szenenfoto aus der Produktion in Hamburg. Harry Potter

Foto: Manuel Harlan

Dann kam Corona. 126 geringfügig Beschäftigte mussten entlassen werden, Security, Service, die Garderobieren und Kartenabreißer. Doch kein Schauspieler kündigte den Vertrag, und nur fünf Prozent der Ticketkäufer wollten ihr Geld zurückhaben. Aber Anfang Dezember ist es so weit: Der Theater-Megahit „Harry Potter und das verwunschene Kind“ feiert deutschsprachige Premiere. 

Mitten in dem ganzen Hype ein Österreicher – und zwar Markus Schöttl, der niemand Geringeren als den 40-jährigen Harry Potter spielen wird. „Ich habe zufällig vom Casting erfahren und bin hingegangen. Ich habe mir keine großen Chancen ausgerechnet“, sagt Schöttl. Monate später kam dann die Zusage! 

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Körperlicher Einsatz

Geboren in Kärnten, ­studierte er an der MUK in Wien. Erste Schauspielerfahrungen sammelt er bereits während seines Studiums am Stadttheater Klagenfurt und am Theater der Jugend in Wien. Nach Abschluss der Uni wird er direkt in das Ensemble des Theaters in der Josef­stadt engagiert. Er spielt im ­Rabenhof, in Baden und später am Staatstheater Darmstadt, Heidelberg, Dresden und im mehrfach preisgekrönten Singspiel „Stella“ (in der Rolle des Adolf Eichmann) an der Neuköllner Oper in Berlin. 

„Wir Schauspieler müssen wieder fit werden, die vielen Illusionen auf der Bühne verlangen einen wahnsinnigen körperlichen Einsatz“, erzählt Schöttl. Und der technische Aufwand sei gigantisch – auch deshalb wird wieder seit Monaten geprobt. „Ich stehe oft mitten in der Kulisse und komme aus dem Staunen nicht heraus, wie spektakulär die Show ist und wie professionell und groß die Produktion ist.“

Nach dem ersten Lockdown arbeitet er zuerst ehrenamtlich in einer Seniorenresidenz und zieht wieder nach Wien. Jetzt siedelt er wieder retour. Zum Abschied meint er grinsend: „Wunderbar, dass der Hogwarts-Express endlich wieder losfährt …“

Zur Person: Markus Schöttl

Der gebürtige Klagenfurter studierte an der MUK in Wien, er spielte u. a. an der Josefstadt sowie an Theatern in Deutschland. Ab Dezember ist er Harry Potter in Hamburg.